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August 2025

  Katja Förster      29. August 2025

Themenschwerpunkt:

Ernte 2025: Zwischen Rekordmengen und Preisfrust

Erträge treffen auf schwache Preise und steigenden Kostendruck

 
Inhalt:

Agrarpolitik                                                   3

Flurfahrt mit dem Ministerpräsidenten           6

Update zur TA-Luft                                        7

Gefl ügelwirtschaftsverband stellt sich vor     13    

 

Rekorde auf dem Papier – Sorgen auf dem Feld

von Gerd Halbauer, Vorsitzender des Fachausschusses Pflanzenbau beim Thüringer Bauernverband

Die Zahlen sprechen für sich: Weltweit steu-ert die Getreideernte 2025/26 auf ein Re-kordhoch von knapp 2,93 Milliarden Ton-nen zu – ein Plus von über zwei Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Währenddessen korrigiert die EU-Kommission ihre Progno-sen für Deutschland und Europa leicht nach unten, dennoch bleibt auch hier das Ernte-volumen überdurchschnittlich hoch.
Was global nach einem Erfolg klingt, stellt für viele Betriebe in Thüringen eine wirtschaftliche Belastung dar. Steigende Lagerbestände und eine gesicherte Versorgung drücken die Erzeugerpreise – das klassische Zusammenspiel von Angebot und Nachfrage. Der nasse Juni und Juli haben die Ernte verzögert, doch das sonnige Augustwetter ermöglichte letztlich doch den Einsatz der Mähdrescher. Das rettet die Ernte, aber nicht den Preis.
Seit Mai beobachten wir fallende Erzeugerpreise gegenüber dem Vorjahr (30 bis 40 Prozent unter dem Vorjahr, durch alle Kulturen). Preisbewegungen an den internationalen Börsen, oft von Spekulationen getrieben, verstärken die Marktschwankungen zusätzlich. Für viele Betriebe wird es damit immer schwerer, kostendeckend zu wirtschaften.
In Sachen Effizienz sind unsere Betriebe bereits am Limit. Technisch hochgerüstet, personell gut ausgebildet und nach guter fachlicher Praxis geführt. Trotzdem bleibt unsere Kostenstruktur im internationalen Vergleich deutlich höher. Eine Ursache liegt im politischen Rahmen: Sozial-, Umwelt- und Arbeitsstandards treiben die Produktionskosten in die Höhe. Was aus gesellschaftlicher Sicht nachvollziehbar sein mag, führt im Wettbewerb mit Weltmarktanbietern jedoch zu Wettbewerbsnachteilen, die oft übersehen werden.
Daher braucht es mehr als agrarpolitische Sonntagsreden. Es braucht eine klare politische Anerkennung der Marktstellung unserer heimischen Landwirtschaft – gerade bei Erntemengen, die weltweit in Rekorden gemessen werden, aber betriebswirtschaftlich kaum noch Spielräume lassen. Der Thüringer Bauernverband wird diesen Aspekt weiterhin in den politischen Raum tragen – zum Beispiel bei der Erntepressekonferenz mit dem Landwirtschaftsministerium.
Unsere Landwirtschaft kann Leistung – aber sie braucht auch Rahmenbedingungen, die faire Märkte ermöglichen. Wer Versorgungssicherheit langfristig will, muss Wirtschaftlichkeit heute mitdenken.

 

 



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