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Oktober 2021

       25. Oktober 2021
Themenschwerpunkt:

Erdkabeltrassenbau in Thüringen: Die Republik braucht Strom

 
Inhalt:

Landeserntedankfest 2021  3

Erdkabeltrassenbau in Thüringen  4/5

Zeugnisübergabe zum Ausbildungsabschluss  7

Wahlen in den Kreisbauernverbänden  8/9

 
Kommentar:

„Die Republik braucht Strom“

von Johannes Schmidt, Vorsitzender des Regionalbauernverbandes Südthüringen

„Die Republik braucht Strom“ war das letzte Argument unseres Gegenübers, als er zitternd auf den Plan mit dem Tassenverlauf des SuedLinks zeigte. Vorausgegangen war eine überaus kontroverse Diskussion mit Vertretern eines der durch den Netzbetreiberbeauftragten Ingenieurbüros über die Erdkabelverlegung auf den betriebseigenen Bewirtschaftungsflächen.

Gerade diese Aussage und Geste machen für mich deutlich, unter welchem Zugzwang und Druck die Verantwortlichen stehen. Sie müssen eine Lösung für ein Problem finden, dessen Ausgang in einer überschnellen, unüberlegten Entscheidung – wie so oft in der Politik – zu suchen ist.

Theoretisch ist Grüner Strom im Norden der Republik vorhanden, gebraucht wird er praktisch im Süden. Der Grüne Strom aus dem Norden soll also die Lösung für die Energienachfrage in Süddeutschland sein. Ob das überhaupt geht, welche Voraussetzungen dafür erfüllt sein müssen – darüber hat man sich anscheinend keine Gedanken gemacht.

Eine Kabeltrasse muss her, aber nicht irgendeine: Eine noch nie zuvor eingesetzte Technik soll zum Einsatz kommen und stellt vor allem die Landnutzer vor noch nie dagewesene Probleme. Von den Einschränkungen während der Bauphase einmal abgesehen, stellen sich unendlich viele Fragen. Ist die Landbewirtschaftung hinterher noch uneingeschränkt möglich? Welche Abstrahlungen werden vorherrschen (die Kabel erzeugen eine Wärme von bis zu 80 Grad Celsius!)? Welche Konsequenzen wird das auf den Boden und die Bepflanzung haben?

Was geschieht mit zerschnittenen Drainagen? Sie werden hinterher nicht mehr so funktionieren wie vorher – wer ist dann in der Beweispflicht? Warum gibt es bei all den unbekannten Folgen keine wiederkehrenden Entschädigungen? Und, und, und…

In den bisherigen Gesprächen und Vorstellungsrunden haben die Verantwortlichen meist selbst keine Antworten darauf. Die Termine wirken oft wie Alibi- Veranstaltungen, schließlich soll hinterher keiner sagen können, er wurde nicht beteiligt. Wir Landwirtinnen und Landwirte vor Ort wollen diese Trasse nicht, unzählige Bürgerinitiativen auch nicht. Und doch müssen wir bei allem Kampf dagegen darauf achten, nicht den Punkt zu verpassen, an dem wir geschickt verhandeln müssen. Wenn wir die Trasse nicht verhindern können, dann müssen wir in der Lage sein, unsere Bedingungen durchzusetzen.

Der Thüringer Bauernverband hat entsprechende Forderungen formuliert. Es liegt an uns, diese durchzusetzen, so dass sie ohne Wenn und Aber Wirklichkeit werden. Wir kämpfen hierbei nicht nur für uns, sondern auch für unsere Region, für unsere Dörfer. Möglichst weit weg von Dörfern, von Kindergärten und Schulen sollen die Trassen verlaufen, heißt am Ende auch, weiter auf unsere Bewirtschaftungsflächen. Damit werden wir leben müssen. Die Menschen und vor allem unsere Kinder sollten uns da wichtiger sein. Sie müssen zukünftig damit leben, was wir heute zugelassen haben. Auf uns lastet damit ein riesiger Druck.

Es gilt daher, gemeinsam zusammenstehen und klug und verantwortungsvoll zu handeln. 

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