Ökonomische Bewertung der Ernteergebnisse schwierig wie nie
Der Präsident des Thüringer Bauernverbandes (TBV) Dr. Klaus Wagner und die Thüringer Landwirtschaftsministerin Susanna Karawanskij präsentierten am 1. September auf dem Gelände der Roland Mills-Mühle in Bad Langensalza der Öffentlichkeit die diesjährigen Ernteergebnisse.
Die seit März nahezu durchgehend ausbleibenden Niederschläge haben vielerorts in Thüringen zur Ertrags- und Qualitätsverlusten geführt. „Ernüchternde Erträge, keine guten Qualitäten – die diesjährige Trockenheit hat schlicht kein besseres Ergebnis zugelassen“, so die Bewertung des Bauernpräsidenten. Neben den schwierigen Witterungsverhältnissen verunsichert die gegenwärtige wirtschaftliche Situation der Landwirtinnen und Landwirte im Freistaat. „Eine ökonomische Bewertung der Ernte ist in diesem Jahr so schwierig wie noch nie“, so Wagner. „Enorme Sprünge bei den Erzeugerpreisen machen den Verkauf der Ernte für uns Landwirte zu einem Glücksspiel. Hinzukommen die enorm gestiegenen Preise für Diesel und Mineraldünger“, so Wagner weiter. „Als Reaktion auf die hohen Gaspreise haben zudem die europäischen Produzenten für Mineraldünger die Produktion eingestellt, so dass auch die Verfügbarkeit von Mineraldünger in Frage gestellt ist.“
Scharf griff der Bauernpräsident in diesem Zusammenhang die für Agrarpolitik verantwortlichen politischen Akteure in Berlin und Brüssel an. „Statt in dieser schwierigen wirtschaftlichen Lage zu helfen, tut die Politik ihr Bestes, die Situation der heimischen Landwirtschaft noch weiter zu verschlimmern.“ Dies betreffe zum einen die verkorkste Reform der europäischen Agrarpolitik, die immer noch nicht abschließend entschieden hat, was die Landwirtinnen und Landwirten im nächsten Jahr anbauen dürfen, wenn sie notwendige Fördermittel erhalten sollen. Zugleich habe die Reform die Regelungen derart verkompliziert, dass kaum ein Betrieb die unterschiedlichen Anforderungen und Folgen nachvollziehen kann.
Verschärfend kommen die neuen Vorschläge der EU-Kommission zur Anwendung von Pflanzenschutzmitteln hinzu, die aus Sicht der Landwirtschaft unverantwortlich sind: „Diese Vorschläge der EU-Kommission sind überambitioniert und in ihren Folgen unverantwortlich. Sie gefährden die gesamte landwirtschaftliche Produktion hierzulande und machen im Ergebnis die EU zum Nettoimporteur“, so die Kritik Wagners. „Wir müssen uns entscheiden: Wollen wir eine eigene Landwirtschaft, wollen wir qualitativ hochwertige Lebensmittel, die mittels kurzer Wege transportiert, vor Ort gehandelt und verarbeitet oder wollen wir alles aus dem Ausland importieren?“ Gerade im Hinblick der aktuellen geopolitischen und sozioökonomischen Herausforderungen, könne es aus seiner Sicht hier nur eine Antwort geben. „Wenn sich die ökonomische Lage aber weiter verschlimmert und politisch weiterhin Wege jenseits des gesunden Menschenverstandes beschritten werden, zerstören wir die gewachsenen wirtschaftlichen Strukturen unserer regionalen Landwirtschaft. Das muss verhindert werden“, so der eindringliche Appell des Bauernpräsidenten.
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