Themenschwerpunkt:
Mahnende Worte zum Landeserntedankfest
Forderungen nach Bürokratieabbau allseits präsent
Inhalt:
Bürokratie und Ergebnisse der AMK 3
Auszeichnungen und Preise 6, 8, 9, 13
Kandidaten der neuen EU-Kommission 7
Neue App: Hofläden auf einen Blick 13
Bürokratieabbau: Steter Tropfen höhlt den Stein
von Michael König, stellv. Hauptgeschäftsführer des Thüringer Bauernverbandes
Wie einfach könnte es sein, wenn die Bürokratie mal nicht den alltäglichen Wahnsinn bestimmt. Wenn man keine hundert Zettel ausfüllen, fünf Stellen die gleichen Daten liefern oder sich unzählige Passwörter merken muss. Aber genau das ist der tägliche Wahnsinn unserer Landwirte – und um genau zu sein, nicht nur von den Landwirten – eigentlich von jedem Bürger.
Es werden immer neue Gesetze und Vorschriften erlassen, um ja was eigentlich? Mehr Naturschutz zu erreichen, mehr Sicherheit bei Lebensmitteln, Tierwohl und Arbeitsschutz? Allein in den landwirtschaftlichen Verordnungen und Förderrichtlinien gibt es über 100 verschiedene Terminvorgaben. Wir ächzen unter der Unübersichtlichkeit und den Bergen von notwendigen Nachweisen. Wir haben Angst davor etwas unwissentlich falsch zu machen oder ein kleines unscheinbares Häkchen in einem Antrags- oder Nachweisportal zu übersehen. Wir fühlen uns ständig beobachtet, denn mit der Satellitenüberwachung und Fotoapp wird die vielleicht fälschliche Angabe
im Flächensystem gegengeprüft. Tiere müssen bis zum letzten Ringelschwanz und auf den Tag genau dokumentiert werden, wann sie wo, warum und gerade dort auf der Weide oder im Stall stehen.
Wir wollen immer mehr Daten, immer mehr gläserne Landwirtschaft, immer mehr Nachweise – aber die eigentliche Arbeit?
Fakt ist, der Wahnsinn frisst Arbeitskraft, Wirtschaftskraft in den Betrieben und führt schlussendlich dazu, dass wir mit dieser Bürokratie eher das Gegenteil erreichen, als wir ursprünglich als Ziel hatten und das wofür wir eigentlich mal den Beruf erlernt haben – bleibt in diesem System auf der Strecke. Die Behörden wachen jetzt (langsam) auf und rufen nach Bürokratieabbau. Wir Landwirte und die Verwaltung, sitzen gemeinsam am Tisch und diskutieren nun Lösungen. Auf Landesebene geht das deutlich einfacher als auf Bundesebene, können wir bis dato festhalten.
Aber es gibt Lichtblicke, wie das Beispiel Stoffstrombilanz zeigt. Unser vehementes Agieren als Verband hat Erfolg gezeigt. Dieser Wahnsinn wird beendet.
Bürokratieaufbau kam nicht über Nacht und der Abbau wird uns noch viel Kraft und Beharrlichkeit kosten. Aber wir sind bereit, an allen weiteren Forderungen des Berufsstandes bleiben wir dran – steter Tropfen höhlt den Stein.
Zugangsbeschränkung
Dieser Inhalt steht exklusiv TBV-Mitgliedern zur Verfügung.
Um diesen Inhalt zu sehen, melden Sie sich bitte an: zur Anmeldung Mitglied werden