Traditionell trifft sich der Vorstand der Interessengemeinschaft der benachteiligten Gebiete (IG BENA) jährlich mit dem Minister bzw. der Ministerin des Thüringer Ministerium für Infrastruktur und Landwirtschaft zu einem Jahresgespräch.
Nach Corona-bedingter Pause konnte dies endlich wieder stattfinden. Landwirtschaftsministerin Susanna Karawanskij nahm sich anderthalb Stunden Zeit und so konnte der Vorstand der IG BENA doch etliche aktuell brennende Themen mit ihr diskutieren. Ziel war es abzuklopfen, ob die flächendeckende tiergebundene Landbewirtschaftung in Thüringen noch gewollt ist und den Erhalt der notwendigen Ausgleichszulage anzumahnen. Die Vorstandsmitglieder machten deutlich, dass ohne die Ausgleichszulage das benachteiligte Gebiet mit seiner Bewirtschaftung in Gefahr ist.
Allein die Zahlen des Thüringer Landesamtes für Landwirtschaft und Ländlichen Raum belegen, dass schon seit Jahren kein vollwertiger Ausgleich der Benachteiligung erfolgt. Erschwerend hinzu kommen die extrem gestiegenen Betriebsmittelpreise, die Futtermittelkosten sowie die beschlossene Mindestlohnerhöhung. Die Vorstandsmitglieder legten anhand von Beispielen aus ihren Betrieben dar, welche Herausforderungen vor allem im Ackerbau und bei der Milchviehproduktion auf dem Grünland bestehen. Insbesondere der soziale Aspekt der Mitarbeiter, die Bedenken vor sozialer Armut/Altersarmut, aber auch das Halten von Mitarbeitern in lohnschwachen arbeitsintensiven Berufen im Landwirtschaftsbetrieb wurde diskutiert. Die Herausforderungen der neuen Agrarpolitik erhöhen zusätzlich die Ungewissheit zur zukünftigen Entwicklung. Die Anforderungen steigen, sicher nicht nur für die Betriebe im BENA, aber alternative Anbaumöglichkeiten oder Einnahmequellen sind hier nur begrenzt möglich und bieten wenig Spielraum. Auch der Transformationsprozess mit notwendigen Investitionen in die Tierhaltung, Tierwohl sowie Technik scheint aktuell nicht erwirtschaftbar.
Astrid Hatzel, Vorstandsvorsitzende der IG BENA, forderte zu prüfen, ob die Ausgleichszulage auch über das Jahr 2025 hinaus auf einem höheren Niveau als angedacht gefördert werden könnte. Sie machte klar, dass, wenn die tiergebundene flächendeckende Landbewirtschaftung gewollt ist, andere ELER-Töpfe genutzt werden sollten, Mittelumschichtungen zu Gunsten der AGZ geprüft oder landeseigene Mittel zur Anwendung kommen müssten. Ministerin Karawanskij sagte, dass die flächendeckende Bewirtschaftung weiterhin das Ziel sei. Dennoch fehle es an den finanziellen Landesmitteln. Insbesondere die Tierhaltung im Rahmen der Tierwohlinitativen könne Thüringen allein nicht schultern und müsse durch den Bund finanziert werden.
Die Einladung zur geplanten IG BENA Jahrestagung im Herbst dieses Jahres nahm sie gerne an.