Nach Corona-bedingter kleiner Runde im vergangenen Jahr, fand das diesjährige Kyffhäuser Erntegespräch am 8. September wieder im bewährten Format statt. Martin Tacke, Geschäftsführer der Agrarproduktion Hohenebra GmbH und zugleich Vorstandsmitglied des Kreisbauernverbandes, empfing die Gesprächsrunde im Unternehmen in Hohenebra und berichtete gegenüber den Vertreterinnen und Vertretern der Medien über die abgelaufene Erntesaison.
Das Unternehmen bewirtschaftet einen Marktfruchtbetrieb mit rund 2.000 ha. Nach großen Bedenken noch im Frühjahr, zeigte er sich mit dem Ernteergebnis, welches leicht über den betrieblichen langjährigen Mittel liegt, zufrieden. Die diesjährige Getreideernte begann außerordentlich früh und aufgrund der trockenen Wetterlage wurde sie auch frühzeitig beendet.
Anschaulich anhand von Diagrammen zeigte Tacke den Teilnehmenden die Preissprünge der letzten Monate auf den Märkten sowohl bei Getreide, als auch bei den Betriebsmitteln u.a. beim Strom, Kraftstoff und den Düngemitteln, wo es z.T. zu einer Verdreifachung der Preise gegenüber dem Vorjahr kam. Höchste Getreidepreise ließen sich jedoch aufgrund bereits bestehender Vorkontrakte eher seltener realisieren. Eine große Herausforderung sieht er künftig neben den hohen Einkaufspreisen in der Verfügbarkeit von Stickstoff- und Phosphordünger. Ebenso könnte ein Engpass an AdBlue künftig bereits den Stillstand vieler Landmaschinen bedeuten. Auch die hohen Energiekosten sind in der Landwirtschaft ein Problem. Das Unternehmen hatte noch bis vor wenigen Jahren Hopfen angebaut und die notwendige Trocknung der Dolden war immer auch sehr energieintensiv. Auch die Landwirtschaft hat Bereiche mit notwendig hohem Energiebedarf. Das Thema Arbeitskräfte sprach er ebenfalls an. In seinem Unternehmen sind knapp die Hälfte der Mitarbeiter bereits 55 Jahre und älter. So sieht es auch in vielen anderen Landwirtschaftsbetrieben aus. Trotz Einsatz modernster, automatisierter Technik wird sich die verschärfende Fachkräfteproblematik nach seiner Einschätzung nicht ausgleichen können. Viel problematischer ist die Fachkräftesituation jedoch in der Tierhaltung. Die Schafhaltung wurde auch aus diesem Grund erst kürzlich in seinem Unternehmen eingestellt. Nun werden die Flächen u.a. mit einer ferngesteuerter Mähraupe gepflegt, was nach seiner Einschätzung aus ökologischer Sicht nicht die bessere Lösung ist, doch die Rahmenbedingungen werden für alle Tierhaltenden immer schwieriger, so seine Kritik. Ständig steigenden Auflagen und zusätzliche Kosten, weiter zunehmende Bürokratie sowie der Fachkräftemangel in der Tierhaltung wird nach seiner Prognose die Tierhaltung aus der Region auch weiter abwandern lassen.
Der Kreisvorsitzende Dr. Wolfgang Peter und Alexander Thiele, Mitarbeiter bei Raiffeisen Waren GmbH, ebenfalls Vorstandsmitglied im Kreisverband, ergänzten und gaben einen Überblick über das Erntegeschehen im Kyffhäuserkreis. Mangels Feuchte waren die Kulturen zügig abgereift, teilweise aber auch vertrocknet. Es folgte eine sehr frühe Ernte ohne Unterbrechungen von Ende Juni bis Mitte August. Die Erträge waren ausgenommen der Sommergerste und der Ackerbohnen im Durchschnitt gut. Im Kreisgebiet zeigten sich jedoch auch sehr große Ertragsunterschiede auf den verschiedenen Bodenarten und deren unterschiedlicher Wasserhaltefähigkeit, insbesondere bezüglich der Wasserversorgung der Kulturen mit der Restfeuchte aus dem Herbst und Winter und der anschließenden Trockenheit im Frühjahr. Einzelne Niederschläge zum richtigen Vegetationszeitpunkt zeigten hier bereits größere Wirkung und brachten größere Ertragsunterschiede, selbst in relativ kurzer Entfernung der Feldstücke. Beim Grünland konnte beim ersten Schnitt oft noch ein durchschnittlicher Ertrag erzielt werden. Kam es zum zweiten Schnitt, konnte dieser lediglich mit Ertrags- und Qualitätseinbußen eingebracht werden. Den betroffenen Betrieben fehlt es daher an Grundfutter. Die lange Trockenheit führte insbesondere bei Mais und Rüben zu deutlichen Trockenschäden, die mit sehr hohen Ertrags- und Qualitätseinbußen verbunden sind. „Künftig, unterstrich der Kreisvorsitzende nochmals, wird die Verfügbarkeit, die Qualität und auch die Kosten der Betriebsmittel von entscheidender Bedeutung sein.“
Der Leiter der Versuchsstation Kirchengel, Dr. Uwe Rößler, ebenfalls regelmäßiger Gast des Erntegespräches, stellte in seiner Präsentation die Klimadaten des Landkreises vor, welche schon deutlich den Trend zu wärmeren Wintern und einer weiteren Verlagerung der Vegetationszeit aufzeigen. Höhere Temperaturen und mehr Kohlendioxid befördern grundsätzlich das Pflanzenwachstum. Problematisch ist hierbei jedoch die veränderte Niederschlagsverteilung im Jahresverlauf und längere Zeitabschnitte mit hohen Temperaturen, welche die Pflanzen sehr stark belasten. Er unterstrich die Kleinteiligkeit der Niederschlagsereignisse, die entscheidenden Einfluss auf die Ernteerträge im Kreisgebiet hatten.
Einen festen Platz hat das Erntegespräch auch bei der Landrätin des Kyffhäuserkreises, Antje Hochwind-Schneider, die regelmäßig an dieser Runde teilnimmt. Sie hob die sehr gute und intensive Zusammenarbeit zwischen dem Kreisbauernverband und dem Landkreis hervor. Als Beispiel hierfür nannte sie verschiedene gemeinsame Gremien- und Projektarbeiten. Hierbei unterstrich sie insbesondere auch die große Bedeutung der Landwirtschaft für den Kyffhäuserkreis.