Am 2. Februar fand im Haus der Grünen Verbände ein Treffen des Projekts „Stickstoffmanagement in der Landwirtschaft“ statt. Das Projekt fand seinen Ursprung in der Arbeitsgruppe Nitratgebiete (AG). Um detailliertere Informationen bezüglich der Wechselwirkungen von Geologie, Hydrogeologie, landwirtschaftlicher Stickstoffeinträge und Beaufschlagung des Grundwassers mit Nitrat zu gewinnen, wurde ein Projekt entwickelt, welches durch die Thüringer Aufbaubank gefördert wird. Nach der genannten Detailanalyse werden mit den beteiligten landwirtschaftlichen Betrieben zusammen standortspezifische Maßnahmen zur Reduzierung von Stickstoffeinträgen entwickelt. Das Projektgebiet befindet sich im Trockengebiet „Innere Thüringer Ackerebene“ (440 bis 550 mm Jahresniederschlag) zwischen Sömmerda und Weimar gelegen.
Im ersten Projektzeitraum erfolgte durch das hydrogeologische Gutachterbüro e.t.a. Sachverständigenbüro Reyer in Erfurt eine Sichtung vorhandener Daten und von Kartenmaterial sowie eine Auswahl geeigneter Messstellen für das Grundwassermonitoring im Projektgebiet. Im zweiten Schritt wurden an den ausgewählten Messstellen, dazu zählen Brunnen, Quellen und Grundwassermessstellen, Grundwasserproben entnommen und im IWU-Labor in Luisenthal analysiert. Dabei zeigte sich, dass die Mehrzahl der Messstellen niedrige Nitratkonzentrationen und Anzeichen für Nitratabbau aufwies. Dennoch wurden auch Messtellen mit hohen Nitratkonzentrationen gefunden, in denen keine oder nur geringfügige Abbauprozesse stattfanden. Da das Potential des Nitratabbaus eine endliche Größe ist und stark von den örtlichen Gegebenheiten abhängt, wird der Quantifizierung desselben eine große Bedeutung für den zukünftigen Schutz des Grundwassers durch standortangepasste Düngergaben zukommen.
Den zweiten Part im Projekt übernimmt das landwirtschaftliche Beratungs- und Analyseunternehmen JenaBios GmbH. Einen Aufgabenschwerpunkt bildet das Nitratmonitoring der Oberflächengewässer. Für die bevorstehende Probenahme wurden in einem ersten Schritt geeignete Messstellen festgelegt. Im Projektgebiet gibt es drei relevante Oberflächengewässer (2 Fließgewässer sowie ein artesischer Überlauf), die dem Nitratmonitoring unterzogen werden. Die Gewässer werden hierfür an jeweils zwei bis drei Messstellen beprobt und anschließend auf ihre Gehalte an Nitrat, Ammonium, Nitrit und Gesamt-N untersucht. Die Beprobung der Oberflächengewässer begann im dritten Quartal 2022 (Mitte August) und wurde bis dato im 2-wöchigen Rhythmus durchgeführt.
In Ergänzung zu den Oberflächengewässern wird auch auf den Ackerflächen im Projektgebiet ein Nitratmonitoring durchgeführt. Die Auswahl der Feldstücke fand in enger Zusammenarbeit mit dem e.t.a. Sachverständigenbüro Reyer und mit den am Projekt beteiligten Landwirtschaftsbetrieben statt. Insgesamt wurden 46 Feldstücke innerhalb der Nitratkulisse ausgewählt, die zu den folgenden drei Terminen auf ihren Nmin-Gehalt untersucht werden: unmittelbar nach der Ernte, zu Vegetationsende (Rest-Nmin) und zu Vegetationsbeginn im Frühjahr. Zudem wurden auf weiteren zehn Feldstücken Dauertestflächen (DTF) errichtet.
Die engmaschige Beprobung und Untersuchung der DTF im 14-tägigen Rhythmus, beginnend unmittelbar nach der Ernte der Hauptfrucht bis zum Vegetationsbeginn im darauffolgenden Jahr, gibt Aufschluss über die Dynamik der Nmin-Gehalte der jeweiligen Fläche. Die Lage der DTF wurde dabei so gewählt, dass sie sich einerseits im Anstrom zu den Oberflächengewässern sowie nahe der ausgewählten Grundwassermessstellen befinden; und dass jeweils zwei DTF zu einem „Pärchen“ zusammengefasst werden können. Innerhalb des Pärchens sind die Flächen hinsichtlich Bodengeologie, Bodenart, Bodenqualität, Fruchtfolgegestaltung und Verwertung organischer Dünger weitgehend identisch. Jedoch befindet sich jeweils eine Fläche jedes „Pärchens“ innerhalb, die andere außerhalb der Nitratkulisse.
Zeitgleich findet die Datenerfassung zum N-Düngungsmanagement der letzten zehn Jahre (bis 2012) in den teilnehmenden Betrieben statt. Erfasste Daten sind: allgemeine Informationen zu den Feldstücken (Geologie, Bodenart, Ackerzahl, nFK, durchwurzelbare Bodentiefe, Besonderheiten etc.), Anbaupläne, eingesetzte mineralische und organische Dünger, realisierte Erträge und Qualitäten sowie Nmin-Gehalte und Bodenbearbeitung.
Besonders die ertragsstarke Wintergerste als auch Kulturen mit grundsätzlich geringer N-Intensität (Sommerbraugerste, Zuckerrübe) hinterließen unmittelbar nach der Ernte 2022 im Mittel die geringsten Nmin-Gehalte (<40 kg Nmin/ha in 0-60 cm) auf den Flächen. Nach den flächenstarken und zugleich N-intensiven Fruchtarten Winterweizen und Winterraps ließen sich Nmin-Gehalte auf mittlerem Niveau ermitteln. Insbesondere die Sommerungen Silo- und Körnermais generierten aufgrund von unterdurchschnittlichen Erträgen bei gleichzeitiger organischer N-Düngung im Frühjahr teilweise stark erhöhte N-Überhänge, die folglich in sehr hohen Nmin-Gehalten resultierten. Zu Vegetationsende, aber auch aktuell zu Vegetationsbeginn ließen sich die hohen Nmin-Gehalte der ehemaligen Silomaisflächen im Boden wiederfinden, die nun den Folgekulturen zur Verfügung gestellt werden. Es ist demnach davon auszugehen, dass über Winter keine unwiederbringlichen N-Verlagerungen auf diesen Flächen stattfanden.
Zu Vegetationsende fielen vor allem die niedrigen Rest-Nmin-Gehalte unter Winterraps auf, der aufgrund seiner üppigen Herbstentwicklung und dementsprechend hohen N-Aufnahmen Nmin nennenswert abschöpfen und die Flächen weitestgehend leeren konnte.
Auch die Nmin-Gehalte auf den DTF befanden sich unmittelbar nach der Ernte auf niedrigem bis mittlerem Niveau in 0-90 cm Tiefe (mit Ausnahme der Silomais-Flächen). Die einsetzende N-Mineralisierung im weiteren Verlauf des Spätsommers/Herbstes führte auf den Flächen zu teilweise beachtlichen Zunahmen der Nmin-Gehalte. Die DTF im Roten Gebiet wiesen nicht zwangsläufig die niedrigeren Nmin-Gehalte auf! Vielmehr haben die folgenden Faktoren Einfluss auf die Intensität der N-Mineralisierung und die Nmin-Dynamik im Boden: N-Düngungsregime zur Fruchtart (Ernte 2022), das langjährige N-Management auf der Fläche (regelmäßige org. Düngung), realisierte N-Abfuhren von der Fläche, der Witterungsverlauf sowie die erfolgte Bodenbearbeitung.
Die Projekttreffen müssen im Rahmen der Projektförderung in regelmäßigen Abständen durchgeführt werden. An dem Treffen haben die beteiligten Projektpartner und die landwirtschaftlichen Betriebe. Darüber hinaus nahm eine Vertreterin der Thüringer Aufbaubank teil. Ebenfalls begrüßt werden konnte Andrea Manz, Vizepräsidentin des Thüringer Landesamtes für Umwelt, Bergbau und Naturschutz mit zwei Mitarbeitern sowie Vertreterinnen und Vertreter der Thüringer Ministerien für Infrastruktur und Landwirtschaft sowie Umwelt, Energie und Naturschutz. Während und nach dem offiziellen Teil mit einer Vorstellung der Zwischenergebnisse gab es eine rege Diskussion zwischen den Vertreterinnen und Vertretern der beiden Ministerien und denen der Projektpartner. Hierbei wurde unter anderem das Verständnis zwischen der notwendigen Zuführung von Nährstoffen im Verhältnis des Gewässerschutzes auf beiden Seiten geschärft.