Bereits zum zwanzigsten Mal und damit auch zur Tradition geworden, veranstaltete die Nordthüringer Volksbank e.G. am 10. März im Burghof auf dem Kyffhäuser für ihre landwirtschaftlichen Geschäftspartner aus den Landkreisen Nordhausen, Sömmerda und Kyffhäuser das Landwirtschaftsfrühstück. Vor dem deftigen Essen zum Abschluss der Veranstaltung sprach in diesem Jahr Staatssekretär Torsten Weil in Vertretung von Landwirtschaftsministerin Susanna Karawanskij.
Zu Beginn seines Statements ging Weil kurz auf den Ukrainekrieg und dessen Folgen insbesondere für die Landwirtschaft mit der Verteuerung von Energie, den steigenden Düngemittelpreisen und der aktuellen Inflation ein und lobte die Landwirtinnen und Landwirte, die auch während der schwierigen vergangenen drei Coronajahre die Ernährungssicherheit gewährleisteten. Ein weiterer Schwerpunkt seines Redebeitrages betraf den Gesetzentwurf zum neuen Agrarstrukturgesetz. Hier erläuterte er nochmals die Beweggründe der Regierungsparteien mit diesem Gesetzesvorhaben u.a. die Preistreiberei durch außerlandwirtschaftliche Investoren bei landwirtschaftlichen Grundstücks- und Unternehmensverkäufen einzudämmen. Der Gesetzentwurf wird nun der öffentlichen Diskussion und dem parlamentarischen Verfahren zugeführt.
Nach dem Staatsekretär sprach Dr. Peter Jahr, der studierte sächsische Landwirt, der bereits seit 2009 Mitglied im Europäischen Parlament ist und dort die deutschen Interessen im Landwirtschaftsausschuss vertreten soll. Sehr frisch, unterhaltsam und mit einigen Anekdoten gespickt sprach er einige brisante Themen an. Bei der GAP übte er Kritik an den Länderprogrammen. Kritik übte er auch bei der Herangehensweise und die Umsetzung der EU-Nitratrichtlinie in Deutschland und den Bundesländern. Diese erfolgten in den Mitgliedsstaaten aber auch innerhalb der einzelnen Bundesländer sehr unterschiedlich. Hier sei es aktuell noch möglich, weitere neue Messstellen zu melden. Auch beim Thema Pflanzenschutzverordnung, speziell die Frage der betroffenen sensiblen Gebiete, sowie dem Thema Naturwiederherstellung äußerte er seine kritische Meinung. Wie unterschiedlich die Herangehensweise und Mentalität in den einzelnen Mitgliedsstaaten ist, zeigte er auch am Beispiel Frankreichs und Deutschlands. In Frankreich streitet man sich zuhause, tritt aber mit einer Stimme im EU-Parlament auf. Deutschland macht dies nicht so. Ebenso setzt man in Deutschland bei den Vorschlägen und Regelungen aus Brüssel immer noch eine Verschärfung drauf. Dies führt dann natürlich zu Wettbewerbsverzerrung und mehr Bürokratie für die Landwirtinnen und Landwirte. Nach seiner Einschätzung solle mehr an die Auswirkungen der Gesetze, der Richtlinien und der Verordnungen gedacht werden. Hier entferne sich die Politik immer mehr von den Möglichkeiten, die letztlich der Landwirtschaft zur Verfügung stehen. So angebracht die Kritik inhaltlich auch war, überraschte sie doch in ihrer Einseitigkeit, da Jahr selbst lange Mitglied des Agrarauschusses des europäischen Parlaments war und dort maßgeblich an der europäischen Gesetzgebung mitwirkte.
In der anschließenden Diskussion unterstrich der Kreisvorsitzende des Bauernverbandes Kyffhäuserkreis Dr. Wolfgang Peter, dass die Sorgen der Landwirtinnen und Landwirte groß sind. Beispielhaft nannte er die mit dem Wechsel der Förderperiode verbundenen neuen Vorgaben aus Brüssel und Berlin, die mangels genügender Finanzmittel abgelehnten Anträge beim KULAP, ein unausgereiftes neues Antragsprogramm mit vielen Fehlerquellen, das satellitengesteuerte Flächenmonitoring, das die Landwirtinnen und Landwirte als „Überwachung“ aus dem Orbit empfinden sowie das anstehende Glyphosatverbot.
Auf die Frage auch den ungebremst steigenden Zeitaufwand der Betriebe zur Erfüllung bürokratischer Anforderungen gesetzlich einzudämmen, verwies Staatssekretär Weil darauf, dass bzgl. der Umsetzung der Grundsteuerreform sicherlich einiges hätte besser laufen können, die Agrarverwaltung jedoch auch unter den stetig steigenden bürokratischen Anforderungen leidet. Nach Auffassung von Dr. Peter Jahr muss die nächste GAP-Reform die Überschrift „Bürokratieabbau“ tragen.
Abschließend wurde auch das Thema Wolf angesprochen. Hierzu äußerte der Gast aus Brüssel, dass der Schutzstatus des Wolfes demnächst auf dem Prüfstand stehen werde.