Die Preise für Milchprodukte erreichten gegen Ende des Jahres 2022 nie gekannte Rekordmarken. 60 Cent pro kg Milch im November 2022 war ein zuvor nie gesehener Höhepunkt. Aktuell bewegen sich die Marktpreise allerdings wieder in die andere Richtung und auch das in einer rekordverdächtigen Geschwindigkeit. Diese Preisrallye bestimmte die Diskussionen auf dem 25. Thüringer Milchtag, der am 13. März auf im Carl-Zeiss-Saal der Messe Erfurt stattfand.
Dr. Kerstin Kuenecke von der AMI zeichnete in ihrem Vortrag die bisher unbekannte Volatilität des Milchmarktes anhand verschiedener Grafiken für die einzelnen Marktsegmente nach. Besonders die sich 2022 erstmalig geschlossene Schere zwischen den Preis für ökologisch und konventionell erzeugte Milch verdeutlichte den 180 Teilnehmerinnen und Teilnehmern der Tagung, die Einzigartigkeit der derzeitigen Entwicklungen.
Zuvor hatte Prof. Dr. Holger D. Thiele aus dem ife Institut für Ernährungswirtschaft e.V. aus Kiel in seinem sehr umfangreichen Vortrag verschiedene strukturelle Faktoren für die Volatilität des Milchmarktes dargestellt.
Der Präsident des Thüringer Bauernverbandes Dr. Klaus Wagner kritisierte die falsche Prioritätensetzung der Politik. Zumeist werde nur über Klimaschutz, Biodiversität und Tierwohl diskutiert, während Ernährungssicherung und Wertschöpfung kaum eine Rolle in der politischen Diskussion spielen. Dabei werde übersehen, so Wagner, dass die zuerst genannten gesellschaftlichen Ansprüche nur zu realisieren seien, wenn die die Betriebe wirtschaftlich erfolgreich sind.
Landwirtschaftsministerin Susanna Karawanskij ihrerseits legte den Schwerpunkt ihrer Rede auf den Entwurf des Thüringer Agrarstrukturgesetzes, der in den nächsten Tagen das Licht der Öffentlichkeit erblicken wird. Böden dürften, so Karawanskij, nicht zum Spekulationsobjekt werden. Das Agrarstrukturgesetz werde dies verhindern, so ihre Ankündigung.
Auch das Thema Nachwuchsgewinnung nahm auf dem Milchtag einen prominenten Platz ein. Theresa Schmidt, Bundesvorsitzende des Bundes der Deutschen Landjugend, hielt einen erfrischenden Vortrag zum Thema und identifizierte die zunehmenden Politikverdrossenheit und die fehlende Wertschätzung des Berufsstandes als ein Hemmnis für die Gewinnung des Nachwuchses. Dagegen helfe, so Schmidt, jüngeren Landwirtinnen und Landwirten ein ehrenamtliches Engagement anzutragen. Außerdem müsse eine Identifikation mit dem Produkt oder Branche geschaffen werden.
Dank gilt dem Thüringer Ministerium für Infrastruktur und Landwirtschaft und der Landesvereinigung Thüringer Milch für die Unterstützung und Organisation der Veranstaltung.