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März 2023

 

Themenschwerpunkt:

Preisrallye am Milchmarkt. Turbulentes Marktgeschehen bestimmt 25. Thüringer Milchtag

 
Inhalt:

Klausurtagung des Thüringer Bauernverbandes    3

Landwirtschaftsfrühstück der Volksbank    8

Oßmannstedter Gespräche 2023    12

Buchvorstellung: Satt und unzufrieden    14

 

Kommentar von Silvio Reimann, Vorsitzender des Fachausschusses Nutztierhaltung

Konzentriere Dich auf das, was Du selbst im Griff hast

Die rekordverdächtig hohen Milchpreise sinken derzeit zum Teil drastisch: Allein durch den Preisverfall bei Molke und Sahne ging der Preis zuletzt um 10 Cent/kg nach unten. Die sinkenden Preise kommen aufgrund des Überangebots nicht überraschend, das Ausmaß, mit der der Markt kippt, hatten wir aber alle so nicht kommen sehen.

Viele unserer milchviehhaltenden Betriebe fangen bereits wieder an zu rechnen, ob sich das Geschäft bei den zwar etwas gesunkenen aber insgesamt hoch bleibenden Produktionskosten noch lohnt. Manch einer ruft nach einer Regulierung der Milchmenge oder hofft, durch das Anfachen politischer Strohfeuer etwas zu erreichen.

Auch ich würde mir wünschen, dass in der Milchmenge was reguliert wird. Das wird aber auch jetzt wieder nicht funktionieren. Die Milchmenge wird wie immer, ob wir das wollen oder nicht, nur über den Preis reguliert. Das ist die Folge der Deregulierung, die auch von uns gewünscht worden war. Der Preis wird so weit runtergehen, bis wir alle die Schnauze voll haben werden. Für viele wird es dann schwierig, einige werden ganz aussteigen (müssen). Das geschah zuletzt gerade hier im Freistaat besonders oft, häufiger jedenfalls als in allen anderen Bundesländern. Das darf so nicht weitergehen. Gerade die Thüringer Milchwirtschaft ist mit Blick auf die Struktur gut aufgestellt. Die Betriebsgrößen haben deutliche Vorteile gegenüber den Betrieben in anderen Bundesländern, das Leistungsniveau ist exzellent und auch die Futtervoraussetzungen sind gegeben.

Was können wir tun? Nach nun rund 22 Jahren Erfahrung in der Branche muss ich sagen, ein Ruf nach der Politik hilft nicht weiter. Du rennst gegen Windmühlen und erreichst so gut wie nichts. Wir sollten uns deshalb auf das konzentrieren, was wir selbst im Griff haben, was wir beeinflussen können. Als Betriebsleiter müssen wir unsere Hausaufgaben machen, müssen genau hinschauen und Schritte planen, wie wir es zukünftig noch besser machen, wie wir mit steigenden Kosten und Löhnen umgehen können. Die hohen Milchpreise haben im vergangenen Jahr Probleme in manch einem Betrieb überdeckt. Mit der jetzigen Entwicklung wird alles gnadenlos sichtbar werden.

Das wird aber nicht ausreichen: Alle Entscheider der Branche sind aufgerufen, ihrer Verantwortung gerecht zu werden. Zuallererst der Lebensmitteleinzelhandel (LEH): Er fährt derzeit Aktionen ohne Ende und drängt auf neue Kontrakte, mit denen er die Preise weiter drücken will. Die Händler scheinen dabei aber zu vergessen, dass nicht nur die Kosten für ihre Kundinnen und Kunden gestiegen sind, sondern auch die für unsere Betriebe. Aber auch die Molkereien müssen schauen: Sie sollten die Preise mit Augenmaß anpassen. So können sie uns Milcherzeugerinnen und Milcherzeugern helfen und zugleich ein Signal gegen die Marktübertreibungen aussenden.

Ganz ohne Politik geht es aber auch nicht: Die Rahmenbedingungen dürfen uns das Leben nicht schwerer machen als es bereits ist. Das, was derzeit auf politischer Ebene passiert, ist nicht gerade sehr vorteilhaft. Warum die Ergebnisse der Borchert-Kommission nicht endlich umgesetzt werden, bleibt völlig unverständlich.

Wir alle zusammen – LEH, Molkereien, milchviehhaltende Betriebe und Politik – müssen in der derzeitigen Situation aufpassen, sonst drohen handfeste Strukturbrüche in einer grundlegend gut aufgestellten Branche. 

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