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Juni 2023

 

Themenschwerpunkt:

Pflanzenschutz vor dem Aus? Geplante EU-Reduktionsstrategie droht Einsatz weiter einzuschränkenr

 
Inhalt:

Eröffnung Regionalmarktplatz Erfurt     3

Veröffentlichung Fachkräftestudie 2023     7

Tag der Landwirtschaft im Saale-Orla-Kreis     8

Mitgliederversammlung Arbeitgeberverband     12

 

Kommentar von Steffen Steinbrück, Vorsitzender des Fachausschusses Pflanzenbau und Umwelt im Thüringer Bauernverband

Süchtig nach Pflanzenschutzmitteln?

Eins ist wohl sicher: Der Einsatz von Pflanzenschutzmitteln wird in der Zukunft für ökologisch und konventionell wirtschaftende Betriebe Europas gleichermaßen deutlich aufwändiger und restriktiver als er jetzt schon ist.

Die fachlichen und noch mehr die politischen Fronten sind verhärtet und sachliche Diskussionen finden wahrscheinlich nur noch hinter verschlossener Tür statt, um das Gesicht im aufgeheizten Kampf um die richtige Pflanzenschutzreduktionsstrategie zu wahren. Prominenteste Wortführerin ist Sarah Wiener. Die ehemalige Show-Köchin und heutige EU-Politikerin ist der Meinung, dass man Pflanzenschutz nicht den Konzernen überlassen dürfe. Das wäre, als würde man Süchtige darüber entscheiden lassen, ihre Dosis selbst zu bestimmen und zu reduzieren. Mit diesem Vergleich erntete sie zurecht deutliche Kritik, nicht nur aus der Agrarbranche.

Wenn Sarah Wiener den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln mit einer Sucht vergleicht, dann offenbart das eher, wie ideologisch sie auf die Arbeit konventioneller Landwirte blickt. Es zeigt zugleich, wie abgehoben manche Akteure in Brüssel sind, wenn es um landwirtschaftliche Themen geht. Beim Thema Reduktion von Pflanzenschutzmitteln geht es um viel: Die chemischen Mittel sollen nach der Verordnung mit dem sperrigen Begriff „Sustainable Use Regulation“ (SUR) pauschal um mindestens die Hälfte gesenkt werden. Viele EU-Länder fordern dafür nun eine neue Folgenabschätzung. Was aber bedeutet die von Brüssel vorgeschlagene radikale Reduzierung des Pflanzenschutzmitteleinsatzes? Ein Gutachten, welches der Deutsche Bauernverband in Auftrag gegeben hat, zeigt auf, dass im Falle der Umsetzung auf Standorten mit hohem Ertragspotenzial Einkommensminderungen von 50 Prozent zu erwarten sind. Auf schwächeren Standorten wäre Ackerbau mittelfristig nicht mehr wirtschaftlich tragfähig. Auch Futterbaubetriebe müssten je nach Flächenausstattung und Pflanzenschutzintensität mit Ertragsminderungen und somit Grundfutterknappheit rechnen. Im Angesicht dieser zu erwartenden Folgen, bleibt zu hoffen, dass die Zahl kritischer Nachfragen aus den Reihen der Europaabgeordneten stetig zunimmt und die Diskussion um die Pflanzenschutzreduktionsstrategie auf ein sachliches Niveau zurückgeholt werden kann.

Beim Ringen um das richtige Maß im Pflanzenschutz braucht niemand ideologische Lautsprecher. Was zählt sind pragmatische Wege, die mit Augenmaß entwickelt und umgesetzt werden. Diesem Ziel dient auch ein gemeinsames Schreiben der ostdeutschen Landesbauernverbände an die Mitglieder des Europäischen Parlaments über die Auswirkungen der SUR, das der Thüringer Bauernverband federführend erarbeitet hat.

Für mich steht fest: Die mit der Verordnung vorgeschlagene Reduktionsstrategie ist völlig überzogen und zeigt einmal mehr, wie realitätsfern, die Brüsseler Politik oft agiert. Sie führt zu einer maximalen Verunsicherung unserer Landwirtinnen und Landwirte und das in einer Zeit, die ohnehin schon von vielen Ängsten und Sorgen geprägt ist. So plagen wir uns als Ackerbauern spätestens seit der mit dem Klimawandel zunehmenden Trockenheit und dem Ruf nach mehr Biodiversität damit, wie wir diese Herausforderungen auf unseren Feldern meistern können.

Unsere Betriebe vor Ort sorgen trotz all dieser schwierigen Umstände für qualitativ hochwertige und regionale Produkte, auf die wir zurecht stolz sein dürfen. Wir müssen alles tun, damit das auch weiterhin möglich bleibt.

  

 

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