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September 2023

 

Themenschwerpunkt:

Das Wetter spielte nicht mit. Dauerregen zur Erntezeit verhagelt die diesjährigen Ergebnisse

 
Inhalt:

Rechtsgutachten zum Agrarstrukturgesetz    3

GAK-Fördermittel: Kürzungen drohen    6

Flurfahrt mit Ministerpräsident    8

Agrarausschuss zu Besuch im Schweinestall    11

 

Vor und nach dem Regen

Kommentar von Gerd Halbauer, Vorsitzender des Fachausschusses Pflanzenbau im Thüringer Bauernverband

Die Ernte 2023 war ein Auf und Ab der Gefühle. Anfangs, dank angemessener Regenmengen und moderater Temperaturen im Frühjahr, wuchsen das Getreide und die Kulturen in weiten Teilen unseres Freistaates vielversprechend, und die Erwartungen auf ordentliche Erträge stiegen. Doch dann folgte, was angesichts der damaligen Lage eigentlich niemand erwartet hatte: In den entscheidenden Monaten für die Ertragsbildung mangelte es erneut an Regen. Einige erinnerten sich schon an die Dürrejahre 2019 und 2020, als unsere Ackerflächen schwer unter extremer Trockenheit litten. Das Getreide vertrocknete auf den Feldern, der Mais blieb vielerorts kurz und die Erträge waren aufgrund des Wassermangels katastrophal.

Nach Trockenheit und reichlich Sonnenschein, während die Gerstenernte bereits weit fortgeschritten war, begann sich das Wetter abermals zu drehen. Es regnete wochenlang nahezu täglich mal mehr, mal weniger im ganzen Freistaat. Im August verzeichnete der Standort Buttelstedt bereits über 160 mm Niederschlag, im Gegensatz zum langjährigen Durchschnitt von 1961 bis 1990 mit nur 62 mm. Wären diese Regenschauer im Mai und Juni gekommen, wir würden heute ganz anders über die Ernteergebnisse reden können.

Dadurch begann ein wahrer Wettlauf der Mähdrescher. Jede noch so kleine Trockenperiode musste genutzt werden, um das Getreide und den Raps zu ernten. Dies erinnerte stark an das Jahr 2021, als die Erträge äußerst bescheiden waren und der Weizen aufgrund seiner schlechten Qualität rapide abbaute.

Das Ergebnis nach dem Regen war für viele von uns wenig erfreulich: Große Mengen an Weizen taugten nur noch für den Futtertrog. Die Vorstellung, aus diesem Futterweizen qualitativ hochwertiges Brot herzustellen, ist unrealistisch. Handwerksbäcker vor Ort und große Industriebäckereien haben keinen Bedarf an minderwertigem Getreide. Sie sind auf konstant hohe Qualitätsstandards angewiesen.

In der Vergangenheit konnte minderwertiger Weizen immer noch zu hochwertigem tierischem Eiweiß verarbeitet werden, das für Menschen jeden Alters von Bedeutung ist. Leider gibt es jedoch seit Jahren keine erfreulichen Nachrichten aus der Nutztierhaltung. Rückläufige Tierbestände in Thüringen, wohin man schaut.

Viele sehen sich angesichts der rechtlichen Unsicherheiten und der tierwohlbedingten hohen Investitionskosten gezwungen, ihre Nutztierhaltung teilweise oder komplett aufzugeben.

Da sich dieser Trend absehbar nicht umkehren wird, ist es entscheidend, nach alternativen Möglichkeiten in der Pflanzenproduktion zu suchen. Welche Kulturen können in die Fruchtfolge integriert werden? Ist die Vermehrung von Saatgut eine Option? Welche Kulturen können in der Region vermarktet und verarbeitet werden? Mit welchen Partnern können Kooperationen geschlossen werden? Dies sind alles wichtige Fragen, die es sich lohnt zu stellen, auch wenn es in der aktuellen Zeit durch Verpflichtungen wie Portia oder die FANApp schwierig sein mag, eine freie Minute zu finden. Doch das ist ein Thema für sich. Nach der Ernte ist vor der Ernte, und wir werden weiterhin alles daransetzen, qualitativ hochwertige Produkte auf unseren Acker- und Grünlandflächen zu produzieren und gleichzeitig Kultur- und Landschaftspflege zu betreiben. Dabei müssen wir uns auch weiterhin mit den wechselnden Wetterbedingungen auseinandersetzen, die infolge des Klimawandels weniger berechenbar sein werden als früher. Deshalb sollten die Sorten nach dem Spektrum aller Eigenschaften und nicht nur nach dem Ertrag ausgewählt werden.

Trotz der ganzen Unbill sollte man seinen Optimismus nicht verlieren, gerade wenn man auf das aktuelle Wetter schaut. Denn wie heißt es so schön: „September warm und klar, verheißt ein gutes nächstes Jahr.“ 

 

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