Durch gewaltige Fortschritte in der Landwirtschaft sind Lebensmittel jederzeit verfügbar und unsere Tische stets reich gedeckt. Unsere Lebensmittelregale sind immer gut gefüllt – ein Umstand, der nicht selbstverständlich ist. Durch die aktuellen weltpolitischen und wirtschaftlichen Verwerfungen sowie die anhaltende Inflation rücken Themen wie Lebensmittelversorgung wieder verstärkt in das Bewusstsein der Bevölkerung. Gerade in diesen für viele zunehmend schwierigen Zeiten gilt es daher, für eine gute Ernte dankbar zu sein und die Bedeutung der Landwirtschaft für unsere Gesellschaft im Bewusstsein der Menschen zu verankern. Das Landeserntedankfest trägt dazu bei.
Der Thüringer Bauernverband (TBV) lud dazu gemeinsam mit den Kirchen und dem Thüringer Landfrauenverband am Sonntag, den 6. Oktober zu einem ökumenischem Erntedank-Gottesdienst in das Bratwurstmuseum nach Mühlhausen ein.
Durch den Gottesdienst führten Bischof Neymeyr und der Superintendent Christian Beuchel, begleitet durch den Eichsfelder Posaunenchor. Neymeyr betonte, dass es gerade Landwirte seien, die aus ihrem Selbstverständnis heraus behutsam mit ihren Böden und Tieren umgehen und dennoch von Überregulierungen geplagt sind und es hier mehr Vertrauen ihnen gegenüber braucht und mehr Mut zu Selbstkontrolle. Beuchel bedankte sich bei den Landwirten, wie sie unser aller Natur hegen und dafür sorgen, dass wir von ihren Früchten leben können.
Nach dem Gottesdienst wurden in guter Tradition die von den Thüringer Landfrauen angefertigten Erntekronen als Zeichen des Dankes durch den TBV-Präsidenten Dr. Klaus Wagner übergeben an: Den anwesenden Thüringer Landtagspräsidenten Dr. Thadäus König, Ministerpräsidenten Bodo Ramelow, Bischof Dr. Ulrich Neymeyr, den Superintendent Christian Beuchel, den Unstrut-Hainich-Kreis vertreten durch den stellv. Landrat Jeremi Schmalz und die Vorsitzenden des Bratwurstmuseums Uwe Keith und Thomas Mäuer. Die Sozialministerin Heike Werner sowie Landwirtschaftsministerin Susanna Karwanskij waren leider nicht anwesend, bekommen ihr Erntekronen aber nachträglich überreicht.
Wagner zeigte sich in seinem Grußwort froh und dankbar, dass in diesem Jahr zum 31. Landeserntedankfest mit ökumenischen Gottesdienst im Bratwurstmuseum in Mühlhausen erstmals wieder ein Bühnenprogramm, eine Landtechnikschau und ein Bauernmarkt gemeinsam stattfinden konnten. Ernste, aber auch zuversichtliche und dankende Worte aus Anlass des Landeserntedankfestes folgten. „Für Landwirte nimmt das Erntedankfest im Jahr eine besondere Stellung ein. Es zeigt das Ergebnis unserer Arbeit und erinnert zugleich an die Abhängigkeit unserer Arbeit von der Natur“, so Wagner. An Wasser hat es in diesem Jahr nicht gemangelt. Doch zufrieden zurücklehnen konnten sich die Landwirte trotzdem nicht, so Wagner weiter. Nach guten Voraussetzungen für die Aussaat bis Mitte Oktober, kam es danach zu reichlichen Niederschlägen, die für Verzögerungen sorgten. Die Kulturen entwickelten sich dennoch gut und ließen auf gute Erträge hoffen. Doch dann kamen im April Frost, Niederschläge mit mäßigen Temperaturen, die zu Pilzkrankheiten in den Beständen führten, Niederschläge zu Erntebeginn und Hagel ließen die Qualitäten der Ernte leiden. „Dennoch sind wir Landwirtinnen und Landwirte dankbar über die diesjährige Ernte, die wir einfahren durften. Denn es gibt Schlimmeres als das unberechenbare Wetter – die letzten Jahre sind geprägt von Ereignissen, die uns als Gesellschaft stark beeinträchtigen und fordern – die weltpolitische Lage, Kriege und Vertreibung. Das Leid der Menschen in Kriegs- und Krisengebieten und denen, die davor flüchten sowie die Auswirkungen für uns alle – sind unsagbar traurig und unredlich“, so Wagner weiter.
Die Märkte sind instabil, die Preise in allen Branchen und Lebensbereichen gestiegen und es wird bewusst, wie schnell Ressourcen knapper werden können. Damit wird auch klar, dass immer verfügbare Lebensmittel keine Selbstverständlichkeit sind. Ohne die Arbeit, die der Landwirtinnen und Landwirte und den Menschen im vor- und nachgelagerten Bereich, bleiben die Tische leer. „Wir haben als Gesellschaft – allen voran nach den Bauernprotesten Anfang des Jahres – so hoffe ich, verstanden, dass wir Landwirtinnen und Landwirte eine Arbeit leisten, die einerseits Respekt und Anerkennung verdient. Und uns andererseits auch gezeigt, dass wir dankbar sein müssen, für die Möglichkeit zu säen und zu ernten in einer wehrhaften Demokratie“, mahnte Wagner.
Die Produktion regionaler Lebensmittel und regionaler Kreisläufe ist essenziell. Auf dem Bauernmarkt zum Landeserntedankfest konnten sich die Besucher überzeugen, was heimische Landwirte, Erzeugerinnen und Erzeuger in Thüringen an hochwertigen, regionalen Produkten auf qualitativ höchstem Niveau produzieren. Für das leibliche Wohl gab es Spezialitäten vom Grill, frisch gebackenen Kuchen der Landfrauen, Wurst & Fleischwaren, Käse, Gemüse, Öle, Honig, Eier, Salze, Holzerzeugnisse, Fell- und Lederwaren u.v.m.
Den ganztägigen Bauernmarkt mit dem gelungenen Bühnenprogramm wurden von einer Landtechnikschau abgerundet und machten den Tag zu einem Erlebnis für zahlreiche Besucher im Bratwurstmuseum in Mühlhausen.
Ein herzlicher Dank gilt den Kirchen für den wundervollen ökumenischen Gottesdienst. Ein besonderer Dank gilt dem Bratwurstmuseum, das mit seinem Team bei der Ausgestaltung tatkräftig unterstützte. Der TBV dankt den Landfrauen, der Landjugend und den Marktteilnehmern.
Der Thüringer Agrartechnik und Maschinenbau GmbH gilt Dank für die neue und dem Heimat- und Technikmuseum Großmehlra für die alte Landtechnik, die das Gelände schmückten.