Am 21. Oktober folgten Vertreterinnen und Vertreter der Bauernverbände Thüringen, Sachsen und Sachsen-Anhalt der Einladung der Trassenbaufirma 50Hertz an die Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg. Für Thüringen waren Wibke Ehrlich (KBV Gera/Greiz), Dr. Florian Schmidt (Agrargenossenschaft Niederpöllnitz) und Dr. Britta Ender (RGS-Ost) anwesend.
Anlass war die Präsentation der Ergebnisse einer wissenschaftlichen Begleitstudie, die die Firma 50Hertz im Zuge der Planung und Umsetzung des SuedOstLinks in Halle in Auftrag gegeben hatte. In der Studie sollten die möglichen Auswirkungen der Wärmeabstrahlung der geplanten unterirdischen Stromleitung (bis zu 60 Grad) auf den Boden und damit auf das Wachstum von Ackerfrüchten abgeklärt werden. Unter dem Titel „Untersuchungen zu Auswirkungen der Wärmeausbreitung in Böden Sachsen-Anhalts und Thüringens im Trassenverlauf des SuedOstLinks“ hatte sich Ken Uhlig (Institut für Agrar- und Ernährungswissenschaften, Professur für allgemeinen Pflanzenbau/Ökologischer Landbau) im Rahmen seiner Promotion mit dieser Fragestellung beschäftigt.
Gemeinsam mit seinem wissenschaftlichen Betreuer Dr. Jan Rücknagel (Institut für Agrar- und Ernährungswissenschaften, Professur für allgemeinen Pflanzenbau/Ökologischer Landbau) präsentierte Uhlig in seinem Vortrag sowie in der praktischen Demonstration der Gefäßversuche im universitären Gewächshaus 15 Teilnehmerinnen und Teilnehmern das Forschungsdesign und die Ergebnisse der Forschungsarbeit.
Die Untersuchung erfolgte unter standardisierten Bedingungen, um den Einfluss der Wärme auf die Kulturen Sommergerste, Sommerweizen und Zuckerrübe zu ermitteln. Hierbei wurden die Faktoren Boden und Wasser Eingang mitberücksichtigt. Die Ergebnisse lassen insgesamt vermuten, dass die im Netzbetrieb entstehende Bodenerwärmung keine erheblichen Auswirkungen auf landwirtschaftliche Kulturen hat. Es zeigte sich aber, dass die Wärmeeinwirkung im Fall der Sommergerste in tieferen Schichten die Wurzelintensität negativ beeinflusst. Zuckerrüben dagegen reagieren auf einen wärmeren Boden bei gleichzeitiger Nutzung des vorhandenen Wassers positiv. Zu beachten ist hierbei jedoch, dass die Übertragbarkeit der Ergebnisse der Gefäßversuche im Gewächshaus auf die praktische Landbewirtschaftung nur bedingt möglich sind.
Angekündigt wurde, dass die Forschungs fortgeführt werde. So sind vertiefende Folgeuntersuchungen wie z.B. an Leguminosen, anvisiert.
Die Anwesenden berufsständischen Vertreter nutzten die Gelegenheit, um Fragen zu stellen. Auch appellierten sie gleichgerichtet an 50Hertz entstehende Schadenersatzansprüche langfristig vertraglich zu regeln. Sie forderten wiederholt den Abschluss eines Rahmenvertrages mit den Verbänden. Um etwaig entstehende Schäden ausgleichen zu können erscheint eine langjährige, die Betreibung begleitende Untersuchung der Effekte von Trassenbau und -betreibung auf Böden und Kulturen sinnvoll.
Auch baubegleitenden Bodenschutzmaßnahmen waren Thema in der Veranstaltung. Für die Thüringer Bauabschnitte wurde ein diesbezüglicher Termin für betroffenen Landwirtinnen und Landwirten in Ergänzung zur Präsentation der geplanten archäologischen Voruntersuchungen in Aussicht gestellt.