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Mai 2022

 

Themenschwerpunkt:

Superfrucht oder Auslaufmodell? Rapsanbau zwischen Nachfragehoch und zunehmenden Anbaueinschränkungen

 
Inhalt:

Hoffestsaison 2022          3

KULAP in der neuen Förderperiode          6

Schlachtsituation in Thüringen   7

Landseniorenverband feiert Jubiläum     12

 

Kommentar von Gerd Halbauer, Vorsitzender des Fachausschusses Pflanzenbau

Wetter und Politik sorgen für Unsicherheit

Die Folgen des russischen Einmarsches in die Ukraine und der Sanktionspolitik spürt jeder Haushalt, sei es bei der Energieversorgung oder beim Lebensmitteleinkauf. Agrarimporte aus der Ukraine, vor allem Mais und Weizen, werden wohl ganz entfallen: Im Krieg können Äcker nicht bestellt und geerntet, vor allem aber können die Lager nicht geleert werden. Infolge dieser Entwicklung wird hierzulande auch Sonnenblumenöl knapp und Hamsterkäufe führen zu leeren Supermarktregalen.

Dadurch erlebt Rapsöl und mit ihm der Rapsanbau eine Renaissance im öffentlichen Bewusstsein, gilt es doch als vor Ort verfügbare und gesunde Alternative. Die neue Beliebtheit spiegelt sich auch an den Märkten wider: Die Terminmarktnotierungen für Raps in Paris bewegen sich seit einigen Monaten nahezu ungebremst nach oben. Zuletzt schloss der Raps erstmals viertstellig. Damit haben sich die Notierungen binnen zwei Jahren fast verdreifacht. Wird der Raps also zum Überflieger? Sehen wir hierzulande immer mehr Rapsfelder, quasi alles gelb bis zum Horizont? Und können wir als Erzeuger davon profitieren?

Aus meiner Sicht ist die Goldgräberstimmung nicht angebracht. Neben den explodierenden Betriebsmittelkosten liegt das vor allem an zwei unsicheren Kantonisten, die das gute Bild trüben: das Wetter und die Politik. Bereits die Bedingungen zur Aussaat waren nicht optimal. Vor dem großen Regen waren die Bestände noch gut, danach aber nicht ausreichend entwickelt und mit vielen Fehlstellen. Hinzu kommt, dass Raps zum optimalen Aufwuchs den meisten Niederschlag, ca. 200 Liter, benötigt. Davon sind wir weit entfernt! Stattdessen erleben wir aktuell erneut ein trockenes und heißes Frühjahr, was böse Erinnerungen an die Dürrejahre 2018 und 2019 wachwerden lässt. Dabei hatte es im Winter noch gut ausgesehen, waren die Niederschlagsdefizite der Dürrejahre 2018 und 2019 nahezu ausgeglichen worden. Heute ist es aber mancherorts bereits wieder so trocken, dass man vor lauter Staub hinter der Windschutzscheibe nichts mehr erkennen kann, wenn man unterwegs ist. Das heißt insbesondere für den Raps nichts Gutes. Hoffen wir, dass endlich ein paar Wolken aufziehen und dass die aktuelle Situation nur ein kurzes kritisches Intermezzo bleibt, so dass dem Raps noch eine lange Ausreife bei moderater Wärme, regelmäßig etwas Regen und ansonsten mit viel Sonnenschein für hohe Ölgehalte bevorsteht.

Zum einen, weil sie uns immer mehr Mittel entzieht, den Raps vor jenen Schädlingen zu schützen, die die Energiepflanze ebenfalls als bevorzugte Nahrungsquelle auserkoren haben. 2018 wurden die Neonicotinoide verboten, um unsere Insektenwelt zu retten. Im April 2020 verschwand mit Thiacloprid ein weiterer wichtiger Wirkstoff zur Schädlingsbekämpfung. Auch die in anderen europäischen Ländern mögliche Beizung des Saatguts wurde hierzulande nicht zugelassen. Weniger Schutz bedeutet mehr Behandlungslücken gegen Schädlinge und Krankheiten und damit auch mehr Verluste im Anbau.

Zum anderen scheinen Biokraftstoffe aufgrund politischer Bewertungen trotz der aktuellen Lage hierzulande keine Zukunft zu haben. So forderte Greenpeace unlängst ein Verbot von Biokraftstoffen in Deutschland und auch unsere ehemalige Umwelt- und jetzige Entwicklungshilfeministerin Svenja Schulze will die Nutzung von Biokraftstoffen weltweit stoppen, um den Hunger zu bekämpfen. Statt auf wirtschaftliche Erfordernisse nachhaltige Antworten zu suchen, werden offenbar die alten Teller- und Tank-Diskussionen fortgeführt, die mehr und mehr die Gestalt von Glaubenskämpfen annehmen.

Unter diesen Bedingungen fällt es mir trotz der aktuellen Preise schwer, in eine Goldgräberstimmung zu verfallen, so gerne ich das auch würde. Dies ist besonders schade, da der Anbau von Raps neben der ökonomischen Chance auch aus ackerbaulicher Sicht als fester Bestandteil unserer Fruchtfolgen wertvoll ist.

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