Trotz wiederkehrender Bekundungen seitens der Politik sich für eine Reduzierung des Flächenverbrauchs einzusetzen, steigt der Druck auf landwirtschaftliche Flächen in Deutschland immer weiter. In den letzten Jahrzehnten hat Deutschland im Durchschnitt mehr als 50 Hektar pro Tag an landwirtschaftlicher Fläche verloren. Im Gegenzug nahmen Siedlungs- und Verkehrsflächen sowie Waldgebiete zu.
Auch wenn dies die Nahrungsversorgung des Landes nicht akut gefährdet, so ist Landwirtschaftsfläche eine kostbare und schützenswerte Ressource, so das Thünen-Institut in einer am 24. Oktober veröffentlichten Studie. In dieser haben die Forscherinnen und Forscher geschätzt, wie viel Landwirtschaftsfläche bis 2030 für andere Nutzungszwecke in Anspruch genommen wird, wenn die aktuellen Planungen und Strategien Realität werden. So werden bis 2030 mehr als 200.000 Hektar für Siedlung und Verkehr benötigt, wenn der im „Bündnis bezahlbarer Wohnraum“ formulierte Bedarf umgesetzt wird. Der geplante Ausbau erneuerbarer Energien, insbesondere der Freiflächen-Photovoltaik, wird bis 2030 mehr als 100.000 Hektar Freifläche beanspruchen. Gleichzeitig werden für Biodiversität und Klimaschutz immer größere Flächen für naturnahe Lebensräume und Kohlenstoffsenken gefordert. Diese Ansprüche erfordern Flächennutzungsänderungen wie Aufforstungen, Gehölzpflanzungen und die Wiedervernässung von Mooren, die sich auf mehr als 500.000 Hektar summieren. Insgesamt ist das mehr als die dreifache Fläche des Bundeslandes Saarland.
Die Verantwortlichen der Studie gehen davon aus, dass nur ein Teil dieser Umnutzungen die aktuell landwirtschaftlich genutzte Fläche betreffen wird. Unter der Annahme, dass die formulierten Ziele bis 2030 erreicht werden, erwarten sie dennoch einen Rückgang von über 300.000 Hektar landwirtschaftlicher Fläche. Das sind 109 Hektar pro Tag.
Die Studie „Flächennutzung und Flächennutzungsansprüche in Deutschland“ ist als Thünen Working Paper 224 erschienen. Sie ist als kostenfreier Download unter https://www.thuenen.de/media/publikationen/thuenen-workingpaper/ThuenenWorkingPaper_224.pdf erhältlich.