Der Thüringer Bauernverband setzt sich seit mehr als 20 Jahren für den Ausbau der erneuerbaren Energien ein. Insbesondere durch den Betrieb von Biogasanlagen und von Photovoltaikanlagen auf Wirtschaftsgebäuden ergeben sich Chancen für die landwirtschaftlichen Betriebe. Ohne Beteiligung der Landwirtinnen und Landwirte kann die geplante Energiewende nicht gelingen. Als Wirtschaftsfaktor betrachtet, kann Photovoltaik zum Erhalt und Ausbau der Beschäftigung und Strukturen im ländlichen Raum beitragen, birgt aber auch Risiken.

Nach den ambitionierten Zielen auf Bundes- und Landesebene gewinnt die Nutzung von Flächen für die Errichtung von Photovoltaikfreiflächenanlagen zunehmend an Bedeutung. Diese Entwicklung führt aber regelmäßig zu Nutzungskonflikten für landwirtschaftliche Flächen und entfacht dadurch kontroverse Diskussionen.

Der Ausbau der Agri-Photovoltaik bietet neben dem Schutz landwirtschaftlicher Flächen weitere Einkommensalternativen für den landwirtschaftlichen Betrieb. So kann der Ausbau der Agri-Photovoltaik (durch Auswirkungen auf Lichteinwirkung und Wasserhaushalt) die Folgen des Klimawandels und einen Verlust an Biodiversität abmildern. Der Ausbau muss aber in geordneten Bahnen realisiert werden, sodass die Raumnutzung sinnvoll erfolgt und die landwirtschaftliche Nutzung, aber auch Natur und Landschaft bestmöglich Berücksichtigung finden. Gleichzeitig müssen bei jeder Investition die Belange der betroffenen landwirtschaftlichen Betriebe im Fokus stehen sowie die regionale Wirtschaft gestärkt werden.

Bei praxistauglicher Anwendung von Agri-Photovoltaik bieten sich neue Optionen für die Intensität und Art landwirtschaftlicher Nutzung, kombiniert mit Betriebserträgen aus der Erzeugung erneuerbarer Energien. Dieses Spektrum reicht vom Anbau von Sonder- und intensiven Ackerkulturen mit speziellen Photovolatikmontagesystemen bis hin zu extensiver Beweidung, für die marginale Anpassungen auf der Photvoltaikseite ausreichen. Allerdings müssen noch viele Umsetzungsdetails erarbeitet und erforscht werden müssen. Bisher gibt es in Deutschland hauptsächlich Klein- und Kleinstsysteme, die in ihren Dimensionen für die Breite der landwirtschaftlichen Praxis nicht repräsentativ sind. Auch wenn dort schon Grundlagenforschung betrieben werden konnte, müssen, um Akzeptanz und Nutzung von Agri-Photovoltaik zu steigern, weitergehende Umsetzungsversuche und empirische Analysen unter realen Bedingungen heutiger Landbewirtschaftungssysteme vorgenommen werden.

Um einen Rahmen für derartige Umsetzungsversuche und empirische Analysen in Thüringen zu schaffen, wurde im August 2023 durch SolarInput e.V. und andere Projektpartner, darunter dem Thüringer Bauernverband, das Projekt „AgriPV-Thue“ gestartet. Gegenstand des Projektes ist die Konzeption einer Agri-Photovoltaikanlage als eine Maßnahme zur Anpassung der thüringischen Landwirtschaft an die sich verändernden natürlichen Bedingungen. Es gilt unter den realen Thüringer Bedingungen ein Konzept für den Schutz der pflanzlichen Kulturen bei gleichzeitig Stromerzeugung zu entwickeln.

Die konkreten Ziele dieses Kooperations- und Innovationsvorhabens sind im Einzelnen:

• Konzeption für den Aufbau einer Agri-Photovoltaikpilot- und demonstrationsanlage auf einer Landesfläche, die durch das Thüringer Landesamt für Landwirtschaft und Ländlichen Raum (TLLLR) über das Thüringer Lehr-, Prüf- und Versuchsgut GmbH bereitgestellt und bewirtschaftet wird.

• Untersuchung der Auswirkungen des Photovoltaiksystems auf die Pflanzenkulturen, den Boden und den Wasserhaushalt

• Durchführung einer Wirtschaftlichkeitsanalyse für die gesamte Anlage

• Begleitend zur Konzeption und zum Aufbau der Agri-Photovoltaikanlage erfolgt die Bereitstellung von Informationen für die Gemeinde sowie die Bürgerinnen und Bürger. Auch eine gezielte Öffentlichkeitsarbeit zum Thema Agriphotovoltaik ist geplant. 

Weitere Einzelheiten zum Projekt und seinen Projektpartnern finden Sie unter https://solarinput.de/aktivitaeten/agri-photovoltaik/agripv-thue/.