Am 27. Juni fand die Mitgliederversammlung des Bauernverbandes Kyffhäuserkreis in der Orangerie des malerischen Barockdorfes Bendeleben statt. Kreisvorsitzender Dr. Wolfgang Peter freute sich rund 50 Mitglieder begrüßen zu dürfen und ließ mit viel Enthusiasmus und gewohnt ironischen Unterton das letzte Jahr Revue passieren. Manch einem der Gäste kamen die Themen durchaus vertraut vor, drehte sich im abgelaufenen Jahr doch wieder vieles um die Ausgestaltung der neuen Förderperiode der Gemeinsamen europäischen Agrarpolitik (GAP), die Ausweisung der Roten Gebiete, die Grundsteuerreform und die Ausbreitung der Afrikanischen Schweinepest. Auch auf die Aktivitäten des Verbandes wurde eingegangen, darunter die Flurfahrt von Ebeleben nach Kirchengel im Juni 2021, den Flurspaziergang im Oktober letzten Jahres sowie die Landwirtschaftskonferenz in Ebeleben im März dieses Jahres.
Nach Kassenbericht und Entlastung des Vorstandes und der Geschäftsführung standen die ganz großen Fragen auf der Tagesordnung. Zunächst trat Dr. Lars Fliege, Vizepräsident des Thüringer Bauernverbandes, an das Rednerpult, um über die aktuelle Agrarpolitik zu sprechen. Das Ergebnis war ein verbaler Rundumschlag, der mit donnernder Stimme eine Vielzahl von Themen aufgriff und deutliche Kritik am Dilettantismus der für Landwirtschaft Verantwortlichen auf Bundesebene erkennen ließ. Mit Blick auf die GAP sei vieles noch unklar. Es werde, so Fliege, vor November keine Sicherheit bezüglich wichtiger Fragen geben, die Landwirtinnen und Landwirte für das kommende Wirtschaftsjahr bräuchten, da der deutsche Strategieplan noch nicht durch die EU-Kommission abgesegnet sei. Erst danach werden auch die Länder ihre Programme andocken können – zu spät für viele Entscheidungen, die in den nächsten Wochen anstehen.
Danach wurde es ruhiger, aber thematisch noch anspruchsvoller: Sophie Drexler aus dem Thünen-Institut für Agrarklimaschutz in Braunschweig referierte zum Thema Carbon Farming – Eine neue Einkommensquelle für Landwirte? Mit viel Begeisterung stellte die junge Wissenschaftlerin die Potenziale und Probleme des Carbon Farming dar. Im Fokus: der Humusaufbau. Humus ist der weltweit größte terrestrische C-Speicher und besteht rund zur Hälfte aus Kohlenstoff, d.h. je mehr Humus im Boden weniger CO2 in der Luft. Diese negativen Emissionen könne die Landwirtschaft durch den Aufbau von Humus generieren und anschließend verkaufen. Was gut klingt, ist aber nicht so einfach: Zum einen trägt der Klimawandel tendenziell zum Humusabbau bei, was den Aufbau nur als Stoppen eines negativen Trends darstellen würde. Zum anderen müsste der Humusaufbau dauerhaft erfolgen, d.h. eine einmal gepflanzte Hecke als CO2-Speicher dürfte nicht wieder zurückgenommen werden. Hinzu kommt ein allgemeines Messproblem, was eine valide Quantifizierung der CO2-Speicherung erschwere. Aus Sicht der Referentin sollte der Humusaufbau eher weniger aus finanziellen oder klimatischen Gründen Ziel der Landwirtinnen und Landwiete sein, sondern aus Eigeninteresse an Bodenfruchtbarkeit erfolgen. Methoden und Ideen gebe es zahlreiche. Interessant: Das Thünen-Institut hat vor Kurzem eine Webseite online gestellt – den Humuscheck. Mithilfe der Seite kann man seine eigenen Humuswerte mit denen von Standorten mit ähnlichen Standorteigenschaften vergleichen. Man muss nur vier kurze Fragen beantworten und bekommt dann eine Einordnung, wo der eigene Standort im Vergleich zu anderen liegt, so dass man eine Vorstellung davon bekommt, wo man mit seinen Humusgehalten steht. Einfach mal ausprobieren unter https://humuscheck.thuenen.de/.