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Saugute Veranstaltung: Großer Zuspruch für den Thüringer Schweinegipfel in Waltershausen

Am 2. Februar veranstalteten der Thüringer Bauernverband (TBV) und die Interessengemeinschaft der Schweinehalter in Thüringen (IGS) den 2. Thüringer Schweinegipfel im Gleis3Eck in Waltershausen. Die Veranstalter konnten sich über mehr als 250 Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus ganz Deutschland freuen. Etwa ein Drittel der Besucherinnen und Besucher kam unmittelbar aus der Schweinehaltung, der andere Teil arbeitet u.a. im vor- und nachgelagerten Bereich, im Veterinärbereich oder ist für verschiedene Behörden beschäftigt.

Die Veranstaltung drehte sich inhaltlich um die aktuellen Herausforderungen und die politischen Rahmenbedingungen, mit denen die deutschen Schweinehalterinnen und -halter derzeit zu kämpfen haben. In einem Dialog mit den anwesenden Fachleuten wurde versucht, die Zukunft der Schweinehaltung auszuloten und verschiedene Probleme aus der Praxis genauer zu betrachten.

Während der Veranstaltung gab es vier Fachvorträge sowie einen virtuellen Rundgang durch zwei Tierwohlställe aus Thüringen. Der erste Fachvortrag wurde von Prof. Dr. Herzfeld vom Leibnitz-Institut für Agrarentwicklung und Transformationsökonomien aus Halle zum Thema „Schweinehaltung in Deutschland – Eine Branche zwischen vielen Stühlen“ gehalten. Im Anschluss daran folgte ein Vortrag zum „Umbau der Tierhaltung in Deutschland“ von PD Dr. Hinrich Snell aus dem Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft in Bonn. Bei der nachstehenden Diskussion äußerten die Schweinehalterinnen und Schweinehalter vor allem massive Kritik an dem Bundesprogramm zur Förderung des Umbaus der Tierhaltung. Aufgrund der vorgesehenen Hürden könnte nur circa ein Prozent der in Deutschland gehaltenen Schweine vom Bundesprogramm profitieren. Die gesellschaftlich gewünschte Transformation sei so nicht möglich, so die übereinstimmende Meinung der Anwesenden. Dr. Snell entgegnete dieser Kritik  dahingehend, dass die Förderobergrenze von 3.000 produzierten Mastschweinen bzw. 200 Sauen pro Jahr so zu verstehen sei, dass alle Betriebe bis zu diesen Grenzen den vollen Fördersatz erhalten würden. Sobald mehr Schweine produziert werden, erhielten diese Betriebe zusätzlich eine degressive Förderung für die restlichen Tiere. 

Im weiteren Verlauf referierte Prof. Dr. Jörg Oldenburg zum Thema „Konsequenzen aus den Rahmenbedingungen für Genehmigungsverfahren bei Schweineanlagen“ und Prof. Dr. Wilhelm Pflanz zur „Vollzugshilfe – TA Luft – zur Definition tiergerechter Außenklimastall beim Schwein.

Gegen Ende der Veranstaltung meldete sich der Vizepräsident des TBV Dr. Lars Fliege zu Wort. Viele schweinehaltende Betriebe in Thüringen, so Fliege, sind in den vergangenen Jahren aufgrund stark schwankender Schweinefleischpreise und der enorm gestiegener Betriebsmittelkosten an den Rand ihrer Wirtschaftlichkeit gedrängt worden. Zwar untersstütze man im Grundsatz den Transformationsprozess, aber neue Anforderungen an die Tierhaltung bedürfen finanzieller Unterstützung und können nicht allein über steigende Schweinefleischerlöse finanziert werden.

In einer Abstimmung wurden zudem sechs Positionen und Forderungen, welche im Vorfeld der Veranstaltung formuliert wurden, beschlossen. Diese sollen an die Bundes- und Landespolitik herangetragen werden. Dazu gehören im Einzelnen:

  1. Verlässliche, kalkulierbare, langfristige Rahmenbedingungen und Verwaltungshandeln der zuständigen Behörden, damit den Betrieben, unabhängig von Größe und Struktur, eine Zukunft geboten wird. Dazu gehört die Berücksichtigung der gesamten Produktionskette, inklusive Ferkelerzeugung und Transport, die Kontrolle ausländischer Betriebe, die Berücksichtigung der Systemgastronomie, Gemeinschaftsverpflegung und aller Produkte, nicht nur Frischfleisch, sowie die Vermeidung innerdeutscher Wettbewerbsverzerrungen.
  2. Die Aufhebung der Bestandsobergrenzen für die Förderung von Tierwohlumbauten. Der gewünschte Transformationsprozess muss in der Breite zugelassen werden. Die Finanzierung der Umbauten muss auch konventionell wirtschaftenden Betrieben zugänglich gemacht werden. Jedes Schwein, egal ob es in kleinen oder großen Beständen gehalten wird, muss von der Förderung profitieren.
  3. Vereinfachte Genehmigungsverfahren (entsprechend § 19 BImSchG) für den Umbau genehmigungsbedürftiger Tierhaltungsanlagen für mehr Tierwohl.
  4. Die Einführung einer Haltungskennzeichnung auch für verarbeitete Ware sowie parallel die Einführung einer Herkunftskennzeichnung für alle Fleischprodukte. Damit können deutsche Tierwohlmaßnahmen nicht durch europäische Mitbewerber unterlaufen werden. „5xD“ – die garantierte Herkunft des Produktes von der Geburt bis zur Ladentheke in Deutschland – muss deutlich für den Verbraucher erkennbar sein. Um für „5xD“ genügend Ferkel in Deutschland erzeugen zu können, muss das Förderprogramm besonders für sauenhaltende Betriebe leicht zugänglich sein.
  5. Die Umsetzung der Empfehlungen der Borchert-Kommission. Tierwohl als öffentliches Gut braucht eine öffentliche Förderung der investiven und laufenden Kosten, um die höheren Kosten für höhere Standards in der Tierhaltung zu kompensieren.
  6. Ein Umstrukturierungsprogramm für schweinehaltende Betriebe. Nicht alle schweinehaltenden Betriebe können aus verschiedenen Gründen (z.B. Flächenknappheit, mangelndes Kapital, ungünstiger Betriebsstandort etc.) die Transformation ihrer Haltung bewerkstelligen.

Aufgrund des große Zuspruches und der exzellenten Vorträge kann die Veranstaltung als Erfolg gewertet werden. Dank gilt allen Unterstützern und Sponsoren, die den 2. Thüringer Schweinegipefel erst ermöglicht haben. 

Die Pressemeldung des Thüringer Bauernverbandes zur Veranstaltung finden Sie unter dem Link Medieninformation: Schweinefleisch aus Thüringen vor dem Aus.

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