Seit 2018 kürt das Kompetenzzentrum Natura 2000-Stationen den oder die „Natura 2000-Landwirt*innen“ für besonderes Engagement im Naturschutz. In Kooperation mit der Stiftung Naturschutz Thüringen bewertete dazu auch diesmal eine Fachjury, bestehend aus den Trägerverbänden des Kompetenzzentrums, dem BUND Thüringen, dem NABU Thüringen und dem Deutschen Verband für Landschaftspflege, gemeinsam mit dem Thüringer Bauernverband, dem Thüringer Ökoherz und der Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft die Vorschläge.
In diesem Jahr standen der Feldhamster und somit die hamsterfreundliche Flächenbewirtschaftung im Fokus. Zur Auszeichnungsveranstaltung am 3. Juli begrüßte Anna Swiatloch vom Kompetenzzentrum Natura 2000-Stationen auf dem Gelände des Gartenbaubetriebes Rose Saatzucht Erfurt die Teilnehmenden und machte bereits in der Eröffnungsansprache auf die besondere Rolle Thüringens als dem größten zusammenhängenden Vorkommensgebiet des Feldhamsters in Deutschland aufmerksam. Die Auswahl der Preisträger mache deutlich, dass Hamsterschutz keine Frage der Betriebsgröße sei. Udo Große, Vizepräsident des Thüringer Bauernverbandes, versicherte, dass die Landwirte Willens und in der Lage sind, Leistungen im Naturschutz zu erbringen. Dafür sei es aber notwendig, die ökonomischen und ökologischen Kennzahlen gleichermaßen im Blick zu behalten. Große schlug den Bogen zur aktuellen Agrarpolitik und appellierte an die Politik, die Tierhaltung, auch aufgrund ihrer Bedeutung für die Artenvielfalt insbesondere in den Grünlandgebieten, weiter zu fördern.
„Artenvielfalt ist kein Luxus, sondern sichert unser aller Überleben“, betonte Umweltminister Bernhard Stengele in seinem Grußwort. Alles, was es den Landwirten schwer mache, ihre Aufgaben zu erfüllen, gehöre auf den Prüfstand, denn die Landwirte müssten in die Lage versetzt werden, sowohl ihrer Arbeit als auch den Naturschutzanforderungen gerecht zu werden. Der Staatssekretär des TMIL, Torsten Weil, stellte die Unterstützung seitens der Politik bei der Umsetzung gemeinsamer Projekte von Landwirtschaft und Naturschutz und den fairen Interessensausgleich in den Mittelpunkt seiner Ausführungen.
Ausgezeichnet für ihre Leistungen im Hamsterschutz wurden die Betriebe:
Landwirtschaftsbetrieb Birnbaum
Landwirt Christof Birnbaum bewirtschaftet mit der Familie knapp 100 Hektar landwirtschaftlicher Nutzfläche in Erfurt-Schmira. Mit den Maßnahmen Stoppelruhe und Streifenanbau ist es gelungen, seit 2018 eine konstante Population mit 3,5 Hamsterbauen pro Hektar aufzubauen.
Geratal Agrar GmbH & Co.KG Andisleben
Der Agrarbetrieb zeichnet sich nicht nur durch ein breites Anbauspektrum mit 18 Fruchtarten in der Fruchtfolge aus, sondern vor allem durch eine große Vielfalt an Naturschutzmaßnahmen zur Förderung der Biodiversität und dem Erhalt von Lebensräumen. Der Agrarbetrieb bewirtschaftet 95 Prozent der Fläche pfluglos. Die Auszeichnung nahm Pflanzanbauleiter René Döring stellvertretend für den gesamten Betrieb in Empfang.
Rose Saatzucht Erfurt
Seit 2019 engagiert sich der Betrieb im Feldhamsterschutz. Auf engstem Raum werden über 200 verschiedene Pflanzenarten zur Saatgutgewinnung angebaut, die vom zeitigen Frühjahr bis in den späten Herbst hinein eine große Vielfalt bieten – auch für den Hamster.
Bevor Annegret Rose zum Betriebsrundgang einlud, schickte sie noch einen dringenden Appell an die Politik und verwies darauf, dass es in Deutschland nur ganz wenig so gute Standorte mit Schwarzerdeböden wie hier um Erfurt gebe, die sich zur Saatgutproduktion eignen. Diese Böden müssen als Kulturgut wahrgenommen und geschützt werden.
Foto: Die Preisträger (v.l.) Christof Birnbaum, Annegret Rose und René Döring