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Biodiversität & Artenschutz

Biodiversität & Artenschutz (20)

Am 2. April trafen sich Vertreterinnen und Vertreter des Thüringer Bauernverbandes e.V., des BUND Thüringen e.V., des NABU Thüringen e.V. sowie des Thüringer Ökoherz e.V. zum offiziellen Auftakt der Kooperation „Thüringer Netzwerk Landwirtschaft und Naturschutz“. Gemeinsam möchten die vier Verbände den Dialog zwischen Landwirtschaft und Naturschutz intensivieren und tragfähige Lösungen entwickeln, um die Biodiversität in Thüringens Agrarlandschaft zu stärken.

Im Fokus des Netzwerkprojektes stehen insbesondere die Entwicklung und Umsetzung gemeinsamer Lösungsvorschläge, um die biologische Vielfalt in der Thüringer Kulturlandschaft zu fördern. Dabei geht es um den Schutz gefährdeter Arten wie Feldhamster, Kiebitz, Feldlerche und Rebhuhn, deren Lebensräume durch die Landwirtschaft maßgeblich beeinflusst werden.

Das Netzwerkprojekt wird mit Kofinanzierung der Europäischen Union und des Thüringer Ministeriums für Wirtschaft, Landwirtschaft und Ländlichen Raum durchgeführt. Die Projektpartner werden in den kommenden Monaten daran arbeiten, praxistaugliche Maßnahmen zu erarbeiten, die sowohl den Erhalt bedrohter Arten als auch die nachhaltige Bewirtschaftung landwirtschaftlicher Flächen in Einklang bringen.

Dr. Klaus Wagner, Präsident des Thüringer Bauernverbandes: „Die Landwirtschaft ist in Thüringen nicht nur essenziell für unsere Lebensmittelversorgung, sondern trägt auch eine große Verantwortung für Natur und Umwelt – doch wirtschaftliche Zwänge und politische Rahmenbedingungen schränken eine nachhaltige Bewirtschaftung teilweise ein. Der Verlust von Weidewirtschaft und Fruchtfolgen sowie die fortschreitende Versiegelung landwirtschaftlicher Flächen bedrohen die Artenvielfalt und erschweren eine zukunftsfähige Produktion, weshalb wir heute Lösungen finden müssen, um morgen noch erfolgreich und umweltbewusst wirtschaften zu können.“

Sebastian König, Landesgeschäftsführer des BUND Thüringen: "Nachdem in anderen Bundesländern mit Projekten wie dem "Niedersächsischen Weg" oder den "Runden Tischen" in Hessen bereits erfolgreiche Ansätze für eine Zusammenarbeit zwischen Landwirtschaft und Naturschutz umgesetzt wurden, wird nun auch in Thüringen ein solches Projekt in offizieller Form gestartet."

Eine zentrale Grundlage für das Vernetzungsprojekt bildet die vom Thüringer Ministerium für Umwelt, Energie, Naturschutz und Forsten (TMUENF) geförderte Studie „Mehr Biodiversität in der Landwirtschaft in Thüringen – Grundlagenstudie“, die derzeit erarbeitet wird. Sie liefert eine fundierte Analyse der aktuellen Situation sowie einen praxisorientierten Maßnahmenkatalog. Die Studie zielt darauf ab, konkrete, umsetzbare Empfehlungen für die Landwirtschaft zu entwickeln und den finanziellen Förderbedarf für biodiversitätsfördernde Maßnahmen zu ermitteln.

„Artenvielfalt sichert wichtige Ökosystemleistungen wie Bestäubung oder die Bereitstellung fruchtbarer Böden, doch der Artenschwund schreitet unaufhaltsam weiter voran und stellt auch die Landwirtschaft vor große Herausforderungen. Wir freuen uns, in diesem Projekt praktikable Maßnahmen und ergänzende Lösungen wie beispielsweise Biodiversitätsberatungen zu entwickeln, um die Biodiversität auf Agrarflächen zu fördern,” sagt Martin Schmidt, der Landesvorsitzende des NABU Thüringen.

Ute Baumbach-Rothbart, Vorstand Ökoherz Thüringen ergänzt: “Ich freue mich, dass in diesem verbandsübergreifenden Dialogprozess auf Augenhöhe nach Lösungen gesucht wird. Der Ökolandbau kann ideengebende Innovationen in konventionelle Landwirtschaftsprozesse einbringen, die die Biodiversität stärken.”

Gemeinsame Ziele für mehr Biodiversität im Agrarraum

Das Netzwerk setzt auf Workshops, Gesprächsrunden, Betriebsbesichtigungen und Fachveranstaltungen, um den Austausch zwischen Praxis, Wissenschaft und Verbänden zu stärken. Auch Bildungsangebote und Informationsmaßnahmen für Landwirtinnen, Verbraucherinnen und Fachkräfte sollen entwickelt werden. Ein weiterer Fokus liegt auf der Etablierung einer Biodiversitätsberatung für landwirtschaftliche Betriebe in Thüringen.

 

Hintergrund:

Die Landwirtschaft bewirtschaftet rund 47 Prozent der Landesfläche Thüringens und trägt damit eine zentrale Verantwortung für den Erhalt von Natur und Landschaft. Gleichzeitig steht die Branche vor enormen Herausforderungen: Preisschwankungen, globale Konflikte, Klimawandel und der Verlust der Artenvielfalt erfordern tragfähige Konzepte für die Zukunft.

Mit dem „Thüringer Netzwerk Landwirtschaft und Naturschutz“ soll ein Dialog auf Augenhöhe etabliert werden. Ziel ist es, einen ausgewogenen Weg zwischen ökologisch wertvoller und wirtschaftlich tragfähiger Landwirtschaft zu finden, um die Thüringer Kulturlandschaft nachhaltig zu gestalten.

 

Foto: Auftaktreffen des „Thüringer Netzwerks Landwirtschaft und Naturschutz“. v.l.: Ute Baumbach-Rothbart, Vorstand Thüringer Ökoherz; Sebastian König, Landesgeschäftsführer BUND Thüringen; Tilo Kummer, Thüringer Minister für Umwelt, Energie, Naturschutz und Forsten; Dr. Klaus Wagner, Präsident Thüringer Bauernverband; Marcus Malsch, Staatssekretär im Thüringer Ministerium für Wirtschaft, Landwirtschaft und Ländlichen Raum; Martin Schmidt, Vorsitzender NABU Thüringen.

 

Am 5. März jährte sich der Todestag des großen Thüringer Bienenvaters Dr. phil. h.c. Ferdinand Gerstung zum 100. Mal. Gerstung fasste das Bienenvolk erstmals als einen Organismus höherer Ordnung auf. Diese so genannte organizistische Betrachtungsweise des „Bien“ erklärte die Lebensvorgänge der Bienen auf eine grundlegend neue Weise und brachte Gerstung im Jahr 1920 die Ehrendoktorwürde Dr. phil. h. c. durch die Universität Jena ein. Er hat die bisherigen Vorstellungen vom „Bienenstaat“ auf revolutionäre Weise verändert und das von ihm verfasste Lehrbuch „Der Bien und seine Zucht“ vermittelt noch heute dem Imker Theorie und Praxis einer am Bien orientierten, artgemäßen Bienenhaltung.

1893 gründete er die Zeitschrift “Deutsche Bienenzucht in Theorie und Praxis“, später rief er gemeinsam mit August Ludwig, dem Gründer des Jenaer Universitätsbienenstandes, den “Deutschen Reichsverein für Bienenzucht“ ins Leben, aus dem im Jahre 1907 der Deutsche Imkerbund hervorging. Auf Gerstungs Anregung wurde 1910 mit dem „Deutschen Reichs-Bienenzuchtmuseum“ das erste Museum dieser Art in Weimar gegründet, aus dem das jetzige „Deutsche Bienenmuseum Weimar“ hervorgegangen ist.

Vor diesem Hintergrund war die Jubiläumsveranstaltung der 11. Oßmannstedter Gespräche, eine jährlichen Tradition der „Thüringer Arbeitsgemeinschaft Imker und Landwirte“ kurz ThAGIL, die am 7. und 8. März in eben diesem Bienenmuseum in Weimar stattfand, sehr vom Rückblick auf Ferdinand Gerstung und sein Wirken gerichtet.

Mehrere renommierte Fachreferenten, wie Thomas Radetzki (Aurelia Stiftung) oder Andreas Pintka beschrieben Gerstungs bedeutendes Wirken, Werk und seine Wirkungen bis zum heutigen Tag.

Ganz im Geiste des Bienenvaters auf ein Zusammenwirken verschiedenster Verbände und in der Landschaft Aktiver standen die Gespräche, neben dem Rückblick auf den Bienenvater, auch im Zeichen des fachlichen Austausches. Falk Böttcher (Deutscher Wetterdienst) beschrieb auf eindrucksvolle Weise die klimatischen Veränderungen sowie die Auswirkungen einer längere Vegetationsperiode oder Trockenphase auf die Landwirtschaft & Imkerei. Dr. Christian Schmid-Egger präsentierte praktische Wege zur Aufwertung der Agrarlandschaft für Bienen und andere Insekten.

Übergreifend über alle Vorträge und Gespräche zog sich der rote Faden, dass alle Akteure gemeinsam handeln müssen und wollen, um die Lebensräume für Bienen weiter zu verbessern. Denn Bienen, wie auch andere Insekten, sind zunehmenden Einflüssen wie Versiegelung, Vergrasung bzw. abnehmender Biodiversität in der Landschaft (mit weniger Futterpflanzen), Lichtverschmutzung, neuen invasiven Fressfeinden und Konkurrenten sowie moderner Landnutzung ausgesetzt.

„Ökologie & Ökonomie und Naturschutz & Naturnutz, verbunden im Miteinander von Imkern, Landwirten & Naturschutz“, wie es Torsten Ellmann (Präsidenten des DIB) in seinem Grußwort zusammenfasste, sind daher der Weg der Zukunft, ein Ansatz der sicher auch Gerstung entsprochen hätte.

Umrahmt wurde die Ehrenveranstaltung mit der Pflanzung des „Baumes des Jahres 2025“, der Roteiche zu seinem 100. Todestag auf dem Oßmannstedter Friedhof und der feierlichen Enthüllung einer Gedenktafel im Eingangsbereich des Bienenmuseums durch den Präsidenten des DIB, Torsten Ellmann, gemeinsam mit dem 1. Vorsitzenden des Landesverbandes Thüringer Imker e.V., Fabian Liesch und dem Thüringer Umweltminister Tilo Kummer. Darüber hinaus gab es eine Vorstellung der Ergebnisse des LFE-Projektes „Landwirte und Imker im Dialog“ sowie der durch den Imker Richard Graf überarbeiteten Version des Buches „Der Bien und seine Zucht“.

HumusKlimaTag

Freitag, 17. Januar 2025

Humusaufbau in Ackerböden trägt nicht nur zur Klimaresilienz der Landwirtschaft bei, sondern bietet auch Potenzial Kohlenstoff zu binden. Im Modell- und Demonstrationsvorhaben HumusKlimaNetz zeigen Landwirtinnen und Landwirte unter wissenschaftlicher Begleitung, wie sich Humus in der Praxis langfristig aufbauen und erhalten lässt. Das vom Deutschen Bauernverband getragene Netzwerk führt am 18. Februar 2025 in Kassel sein HumusKlimaTag-Symposium mit Exkursion auf den Hof Tolle durch.

Weitere Informationen und Anmeldung finden Sie hier.  

 

Mitte Juli hat der Umweltrat der Europäischen Kommission das im November erzielte Trilogergebnis für ein Gesetz zur Wiederherstellung der Natur (Nature Restoration Law, NRL) verabschiedet. Die Verordnung wurde am 18. August im Amtsblatt der EU veröffentlicht und ist somit in Kraft getreten. Sie wird damit unmittelbar in jedem Mitgliedstaat gelten.

Um was es im Einzelnen geht: Als übergeordnetes Ziel der Verordnung gilt die Einrichtung von Wiederherstellungsmaßnahmen bis 2030 auf mind. 20 Prozent der Land- und Meeresgebiete der Union und bis 2050 in allen Ökosystemen, die der Wiederherstellung bedürfen. Nachstehend gelten dazu beitragende Wiederherstellungsziele für die jeweiligen Ökosysteme.

Wiederherstellungsmaßnahmen:

  • Land-, Küsten-, und Süßwasserökosysteme: Die Mitgliedstaaten müssen Wiederherstellungsmaßnahmen für Lebensraumtypen ergreifen, die sich nicht in einem guten Zustand befinden. Die einzuführenden Maßnahmen sollen bis 2030 priorisiert in Natura 2000 Gebieten erbracht werden.
    • Bis 2030 auf mind. 30 Prozent der Gesamtfläche aller betroffenen FFH-Lebensraumtypen, die sich nicht in gutem Zustand befinden.
    • Bis 2040 auf mind. 60 Prozent und bis 2050 auf mind. 90 Prozent der Fläche jeder in Anhang I aufgeführten Gruppe von FFH-Lebensraumtypen, die sich nicht in gutem Zustand befinden.
  • Landwirtschaftliche Ökosysteme: Zusätzlich zu den Wiederherstellungsmaßnahmen von Landökosystemen, müssen auch Maßnahmen zur Verbesserung der biologischen Vielfalt von landwirtschaftlichen Ökosystemen ergriffen werden. Ebenfalls muss ein Aufwärtstrend bei dem Index häufiger Feldvogelarten erzielt werden.
  • Indikatoren: Die Mitgliedsstaaten ergreifen Maßnahmen, die dazu führen, dass 2 von den 3 folgenden Indikatoren bis 2030 einen positiven Trend aufweisen:
    • Index der Grünland-Schmetterlinge
    • Bestände an organischem Kohlenstoff in mineralischen Ackerböden
    • Anteil landwirtschaftlicher Flächen mit Landschaftselementen mit hoher biologischer Vielfalt
    • Moor-Vernässung

Bestäuber: Die Bestäuberpopulation soll alle 6 Jahre gemessen werden. Der Rückgang der Bestäuberpopulation soll bis 2030 gestoppt werden und anschließend umgekehrt werden.

Bei der Finanzierung bleibt es den Mitgliedsstaaten überlassen, ob sie die aktuelle GAP für die Umsetzung dieses Gesetzes nutzen und hierfür umprogrammieren. Dies schließt somit nicht aus, dass Gelder der aktuellen GAP für die Umsetzung des NRL-Gesetzes eingesetzt werden können.

Die nationale Umsetzung liegt jetzt bei der Erstellung der nationalen Wiederherstellungspläne. Die Mitgliedsstaaten müssen ihre Wiederherstellungspläne zwei Jahre nach Inkrafttreten der Verordnung der Kommission vorlegen. Der Deutsche Bauernverband (DBV) mit seinen Landesverbänden wird sich bei der Erstellung der Pläne mit einbringen. Dennoch kritisiert der Deutsche Bauernverband das verabschiedete Gesetz weiterhin scharf, auch wenn im Vergleich zum Kommissionsvorschlag einige Verbesserungen vorliegen. Es gilt nun, dass die eingeräumten Möglichkeiten Einzug in die nationalen Wiederherstellungspläne finden. Hier wird sich der DBV weiterhin für die Interessen der Landwirtschaft einsetzen.

Bauernpräsident Joachim Rukwied kritisiert die Zustimmung der Mitgliedsstaaten zum Trilogergebnis zum NRL in aller Schärfe. "Mit dieser Entscheidung ignorieren die Umweltminister das Ergebnis der Europawahl. Man kann uns Bauern nicht par ordre du mufti vorschreiben, wie wir zu wirtschaften haben. Das löst Widerstände aus. Wer glaubt mit Ordnungsrecht der Natur zu helfen, erreicht das Gegenteil. Naturschutz geht nur gemeinsam mit uns Bauern. Wir alle leben in einer Kulturlandschaft, die sich dynamisch entwickelt hat und weiterentwickeln wird."

 

Das Alperstedter Ried ist eines der letzten existierenden Kalkflachmoore im Thüringer Becken mit herausragender Bedeutung für die regionale Artenvielfalt. Zum Schutz dieses Landschaftsraums und seiner Arten wurde das Ried seit 2015 wiedervernässt und zusammen mit 37 Hektar zusätzlicher Ackerflächen ein insgesamt 115 Hektar umfassendes Naturschutzgebiet mit extensiver Ganzjahresbeweidung mit Exmoor-Ponys, Karpatenbüffeln und Rotem Höhenvieh sowie Mahdgutübertragung aus den artenreichen Kernflächen etabliert. In wenigen Jahren konnte das Projekt beweisen, dass eine extensive ganzjährige Beweidung auch auf bereits sehr artenreichen Flächen, die Biodiversität nicht nur zu erhalten vermag, sondern sie sogar noch arten- und strukturreicher machen kann.

Die Auszeichnung „Weidelandschaft des Jahres 2024“ mit der sich das Alperstedter Ried nun schmücken kann, wird vom europaweit tätigen Verein „Weidewelt – Verein für naturschutzkonforme Landnutzung durch Beweidung“ vergeben. Auch wenn die Auszeichnungen bisher in Deutschlang geblieben sind, wurden schon vielfältigste Weidelandtypen, wie z.B. die Almen der Chiemgauer Alpen, die Oranienbaumer Heide, das Stiftungsland Schäferhaus an der dänischen Grenze oder das Naturentwicklungsgebiet Lippeaue ausgezeichnet.

Der Verein vergibt diese Auszeichnung seit 2015 jährlich, um auf die Bedeutung von Viehweiden für die biologische Vielfalt, den Klimaschutz, und zahlreiche Ökosystemdienstleistungen, aber auch als Erholungsraum für die Bevölkerung hinzuweisen und die Eigenart und Schönheit verschiedener Weideprojekte in den Fokus zu rücken.

Das Alperstedter Ried ist seit Jahren ein herausragendes Beispiel für die Zusammenarbeit von Naturschutz, Landwirtschaft und Region im Sinne der Kulturlandschaftspflege und Biodiversität. Getragen von der Stiftung Naturschutz Thüringen und beweidet durch die ARUA Agrar GmbH (einen Zusammenschluss der beiden ortsansässigen Landwirtschaftsbetriebe Universal-Agrar GmbH Mittelhausen und Amberg & Rothe Agrarhof GmbH) wurde das Projekt in enger Kooperation mit der Gemeinde Alperstedt, der Flurneuordnung, des Landkreises und weiterer Beteiligter etabliert und erfährt große Rückendeckung aus der Bevölkerung. Zertifizierte Natur- und Landschaftsführer unterstützen die Umweltbildungsarbeit der Stiftung, so dass zahlreiche Veranstaltungen angeboten werden können.

Seit 2018 kürt das Kompetenzzentrum Natura 2000-Stationen den oder die „Natura 2000-Landwirt*innen“ für besonderes Engagement im Naturschutz. In Kooperation mit der Stiftung Naturschutz Thüringen bewertete dazu auch diesmal eine Fachjury, bestehend aus den Trägerverbänden des Kompetenzzentrums, dem BUND Thüringen, dem NABU Thüringen und dem Deutschen Verband für Landschaftspflege, gemeinsam mit dem Thüringer Bauernverband, dem Thüringer Ökoherz und der Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft die Vorschläge.
In diesem Jahr standen der Feldhamster und somit die hamsterfreundliche Flächenbewirtschaftung im Fokus. Zur Auszeichnungsveranstaltung am 3. Juli begrüßte Anna Swiatloch vom Kompetenzzentrum Natura 2000-Stationen auf dem Gelände des Gartenbaubetriebes Rose Saatzucht Erfurt die Teilnehmenden und machte bereits in der Eröffnungsansprache auf die besondere Rolle Thüringens als dem größten zusammenhängenden Vorkommensgebiet des Feldhamsters in Deutschland aufmerksam. Die Auswahl der Preisträger mache deutlich, dass Hamsterschutz keine Frage der Betriebsgröße sei. Udo Große, Vizepräsident des Thüringer Bauernverbandes, versicherte, dass die Landwirte Willens und in der Lage sind, Leistungen im Naturschutz zu erbringen. Dafür sei es aber notwendig, die ökonomischen und ökologischen Kennzahlen gleichermaßen im Blick zu behalten. Große schlug den Bogen zur aktuellen Agrarpolitik und appellierte an die Politik, die Tierhaltung, auch aufgrund ihrer Bedeutung für die Artenvielfalt insbesondere in den Grünlandgebieten, weiter zu fördern.

„Artenvielfalt ist kein Luxus, sondern sichert unser aller Überleben“, betonte Umweltminister Bernhard Stengele in seinem Grußwort. Alles, was es den Landwirten schwer mache, ihre Aufgaben zu erfüllen, gehöre auf den Prüfstand, denn die Landwirte müssten in die Lage versetzt werden, sowohl ihrer Arbeit als auch den Naturschutzanforderungen gerecht zu werden. Der Staatssekretär des TMIL, Torsten Weil, stellte die Unterstützung seitens der Politik bei der Umsetzung gemeinsamer Projekte von Landwirtschaft und Naturschutz und den fairen Interessensausgleich in den Mittelpunkt seiner Ausführungen.

Ausgezeichnet für ihre Leistungen im Hamsterschutz wurden die Betriebe:
Landwirtschaftsbetrieb Birnbaum
Landwirt Christof Birnbaum bewirtschaftet mit der Familie knapp 100 Hektar landwirtschaftlicher Nutzfläche in Erfurt-Schmira. Mit den Maßnahmen Stoppelruhe und Streifenanbau ist es gelungen, seit 2018 eine konstante Population mit 3,5 Hamsterbauen pro Hektar aufzubauen.

Geratal Agrar GmbH & Co.KG Andisleben
Der Agrarbetrieb zeichnet sich nicht nur durch ein breites Anbauspektrum mit 18 Fruchtarten in der Fruchtfolge aus, sondern vor allem durch eine große Vielfalt an Naturschutzmaßnahmen zur Förderung der Biodiversität und dem Erhalt von Lebensräumen. Der Agrarbetrieb bewirtschaftet 95 Prozent der Fläche pfluglos. Die Auszeichnung nahm Pflanzanbauleiter René Döring stellvertretend für den gesamten Betrieb in Empfang.

Rose Saatzucht Erfurt
Seit 2019 engagiert sich der Betrieb im Feldhamsterschutz. Auf engstem Raum werden über 200 verschiedene Pflanzenarten zur Saatgutgewinnung angebaut, die vom zeitigen Frühjahr bis in den späten Herbst hinein eine große Vielfalt bieten – auch für den Hamster.

Bevor Annegret Rose zum Betriebsrundgang einlud, schickte sie noch einen dringenden Appell an die Politik und verwies darauf, dass es in Deutschland nur ganz wenig so gute Standorte mit Schwarzerdeböden wie hier um Erfurt gebe, die sich zur Saatgutproduktion eignen. Diese Böden müssen als Kulturgut wahrgenommen und geschützt werden.

 

Foto: Die Preisträger (v.l.) Christof Birnbaum, Annegret Rose und René Döring

Am 14. Juni haben der Thüringer Bauernverband e.V., BUND Thüringen e.V., NABU Thüringen e.V. und Thüringer Ökoherz e.V. vor dem Thüringer Ministerium für Umwelt, Energie und Naturschutz (TMUEN) einen gemeinsam ausgearbeiteten Leitfaden zum „Zukunftsweg Biodiversität und Landwirtschaft in Thüringen“ an die beiden Staatssekretäre des TMUEN und des Thüringer Ministeriums für Infrastruktur und Landwirtschaft (TMIL) übergeben. Der Leitfaden zeigt einen gemeinsamen Weg auf, wie die Zusammenarbeit der Verbände und weiterer Akteure aussehen müsste, um praktikable Maßnahmen für mehr Biodiversität in der Thüringer Landwirtschaft zu etablieren. Wie eine solche Kooperation in Thüringen aussehen könnte, haben die Verbände gemeinsam im vergangenen Jahr in einem vom TMUEN geförderten Projekt diskutiert. Die Übergabe des daraus entstanden Leitfadens dient als offizieller Start dieser verbändeübergreifenden Kooperation.

Näheres dazu lesen Sie im aktuellen TBV-Journal.

 

Den globalen Wandel im Blick, den lokalen Herausforderungen begegnend – Naturschutz funktioniert am besten gemeinsam, auch in Thüringen. Zum Thüringer Naturschutztag bieten diverse Angebote die Möglichkeit, miteinander ins Gespräch zu kommen und Perspektiven zum Thema „Biodiversität in Thüringen“ auszutauschen. Im Rahmen der Fachtagung wird eine Erklärung des 1. Thüringer Naturschutztages erarbeitet.

Der Thüringer Naturschutztag findet am Mittwoch, den 12. Juni in der Stadthalle Gotha (Schützenplatz 1, 99867 Gotha) statt.

Am Donnerstag, dem 13. Juni starten verschiedene Exkursionen ab Hauptbahnhof Gotha (Bahnhofstraße 13, 99867 Gotha).

Die Tagesordnung und die Anmeldung sind hier zu finden.

 

In diesen Tagen kann durch kostengünstiges Nichtstun aktiver Artenschutz durch z.B. Landwirte betrieben werden – weniger ist mehr! Bei der Wahl für ihren Nest-Standort sind Rebhühner, die unscheinbaren kleinen Hühnervögel sehr wählerisch, bevorzugt werden Brutplätze in sehr deckungsreichem Gelände wie Brachen, Blühstreifen, Feldrändern und Saumstrukturen. Am beliebtesten sind solche Randstrukturen und Übergangsbereiche, an welchen reichlich vorjährige Vegetation zu finden ist. Weitere Vogelarten wie Feldlerchen, Wachteln, Wiesenpieper, Braunkehlchen und Schafstelzen nutzen ebenfalls gern abwechslungsreiche Strukturen für ihre Nester. Während manche Arten bald nach dem Schlüpfen ihr Nest verlassen, sind andere auf eine ungestörte Kükenzeit im Nest angewiesen. Aus diesem Grunde sollten bis mindestens Anfang Juli die nicht dringend notwendigen Mäh- und Mulcharbeiten ausgesetzt werden. Daher ist es zur jetzigen Jahreszeit ganz besonders wichtig, Weg-, Feld- und Wiesenränder nicht aus reiner Ordnungsliebe zu mulchen oder zu mähen. Die Gefahr, Gelege von Bodenbrütern hierbei zu zerstören, ist momentan ausgesprochen hoch.

Quelle:  Landesamt Landwirtschaft Hessen (LLH)

 

Wie kann eine insektenfreundliche Landwirtschaft aussehen? Mit dieser Frage haben sich am 28. Oktober Vertreterinnen und Vertreter aus Landwirtschaft, Imkerei und Naturschutzprojekten und -vereinen im Rahmen des Fachsymposiums „Imker und Landwirte im Dialog“ beschäftigt. Im Mittelpunkt der Veranstaltung stand das Aufzeigen von praxistauglichen und umsetzbaren Wegen, wie die Landwirtschaft einen Beitrag für mehr Biodiversität leisten und gleichzeitig wirtschaftlich handeln kann. In diesen Zusammenhang wurde auch seitens der Referenten betont, welche wichtige Rolle dabei die staatliche Förderung spielt. Denn biodiversitätsfördernde Maßnahmen sind immer mit Kosten verbunden, die letztendlich von den Landwirtinnen und Landwirten getragen werden müssen. Unter biodiversitätsfördernden Maßnahmen sind beispielsweise…
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