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Agrarpolitik

Agrarpolitik (172)

Für Thüringen ist die Agrarpolitik von zentraler Bedeutung: Rund 50 Prozent der Landesfläche werden landwirtschaftlich genutzt und weit über die Landesgrenzen hinaus vermarktet. Die Entscheidungen zur Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) betreffen daher weit mehr als nur die Lebensmittelproduktion. Sie sind eng mit Fragen der Ernährungssicherheit, des ländlichen Raumes und der sozialen Stabilität verbunden.

Der aktuelle Reformentwurf der EU-Kommission wirft jedoch viele Fragen auf. Vor allem ist unklar, wie viel Bürokratieabbau tatsächlich bei den Betrieben ankommt. Wirtschaftliche, ökologische und soziale Aspekte müssen gleichrangig berücksichtigt werden. Gesprächspartner aus Parlament, Mitgliedstaaten und Verbänden bringen dabei höchst unterschiedliche Perspektiven ein – gerade deshalb ist eine verlässliche Struktur entscheidend.

Zum Europagespräch am Montagabend diskutierten Marion Walsmann (Mitglied der EVP-Fraktion im Europäischen Parlament), Thomas Lettau (Thüringer Ministerium für Wirtschaft, Landwirtschaft und Ländlichen Raum) sowie Gunnar Jungmichel (Vorsitzender Fachausschuss Agrarpolitik des Thüringer Bauernverbandes) die neuen Vorschläge der EU-Kommission zur Agrarpolitik ab 2028.

Zentrale Kritikpunkte am Vorschlag

Die Kommission will die bisherige Struktur grundlegend ändern: Statt der bewährten Zwei-Fonds-Lösung soll künftig ein einziger Fonds bestehen. Das zwingt die Mitgliedstaaten, nationale und regionale Pläne zu erarbeiten und verschiebt die Verantwortung für Bürokratie dorthin. Die geplanten Kürzungen sind massiv: Rund 20 Prozent weniger Budget im Vergleich zur aktuellen Förderperiode, obwohl die Anforderungen gleichzeitig steigen. Zudem sollen Degression und Kappung eingeführt werden. Letztere trifft insbesondere ostdeutsche Betriebe hart: Ab 100.000 Euro Förderung greift die Grenze unabhängig von Fläche oder Beschäftigtenzahl.

Positiv hervorzuheben ist das geplante Starterpaket für Junglandwirte. Doch insgesamt droht eine Zersplitterung der Politik. Mehr Flexibilität für Mitgliedstaaten kann gleichzeitig mehr Unsicherheit für die Betriebe bedeuten.

Bedeutung für Thüringen

Allein in Thüringen stehen derzeit rund 200 Millionen Euro aus dem ELER-Fonds zur Verfügung. Diese Mittel sind keine Subvention, sondern Investitionen in die Ernährungssicherheit, so Walsmann. Sie stabilisieren die Landwirtschaft als Fundament für Versorgung und ländliche Entwicklung.

Das Thüringer KULAP-Programm gilt bundesweit als eines der besten Förderinstrumente. Doch Kofinanzierung, Umsetzbarkeit und Bürokratieabbau stellen große Herausforderungen dar. Die Forderungen an die Betriebe steigen – gleichzeitig brauchen sie moderne Infrastruktur. „Heute brauchen wir 5G an jeder Milchkanne“, betont Jungmichel als zugespitzte Forderung. Ohne starke und stabile Betriebe würde nicht nur die Nahrungsmittelproduktion, sondern auch das Dorfleben, Vereine und Arbeitsplätze wegbrechen.

Politische Dimension

Die Haushaltsvorschläge der Kommission sind derzeit unverbindlich. Inflation und zusätzliche Belastungen – etwa durch den Krieg in der Ukraine oder den Klimawandel – sind darin nicht berücksichtigt. Ernährungssicherheit gehört jedoch zur kritischen Infrastruktur.

Kritik gibt es auch an der geplanten Umdefinition von Förderbegriffen: EFRE, ESF und ELER sollen im Monofonds zusammengeführt werden. Das Budget würde zwar der GAP zugerechnet, käme dem ländlichen Raum aber kaum zugute. Hier fehlt ein klar abgegrenzter Rahmen. Auch die Frage nach den Hoheiten – Bund oder Länder – bleibt offen.

Ausblick

Walsmann diskutierte bereits mit den ostdeutschen Bauernpräsidenten, ein Treffen der Ost-Agrarminister sowie ein Austausch mit dem EU-Kommissar sind geplant. Ziel ist es, den GAP-Vorschlag zu verbessern und eine klare, verlässliche Perspektive für die Landwirtschaft und den ländlichen Raum zu schaffen.

Die Forderung ist eindeutig: Die EU braucht eine starke gemeinsame Agrarpolitik – keine Ein-Fonds-Lösung, keine willkürliche Budgetkürzung, sondern Klarheit, Verlässlichkeit und die Abbildung der europäischen Strukturvielfalt. Nur so kann die Landwirtschaft ihre Rolle als Motor des ländlichen Raumes erfüllen.

 

Die Geimsame Agrarpolitik (GAP) war stets von Überraschungen geprägt, doch die aktuelle Situation ist besonders. Am 16. Juli stellte die EU den Entwurf zum Mehrjährigen Finanzrahmen (MFR) und die neuen GAP-Regeln vor. Erstmals wird ab Herbst beides parallel diskutiert.

Am 26. August trafen sich die Landesbauernpräsidenten der ostdeutschen Bundesländer mit der EU-Abgeordneten Marion Walsmann, um das strategische Vorgehen zu den Kommissionsentwürfen ab 2028 zu beraten. Mit dabei: Peter Jahr, langjähriger Kenner der Agrarpolitik im Europaparlament, Vertreter des Deutschen Bauernverbandes (DBV) sowie des Thüringer Ministerium für Wirtschaft, Landwirtschaft und Ländlichen Raum (TMWLLR).

 

Die ostdeutschen Landwirtschaftsministerien und Landesbauernverbände, darunter auch der Thüringer Bauernverband, haben am 25. Juli ein gemeinsames Schreiben an Bundeslandwirtschaftsminister Alois Rainer übermittelt. Darin sprechen sie sich klar gegen Kürzungen bei den Direktzahlungen aus und warnen vor gravierenden Folgen für Betriebe und ländliche Räume. Insbesondere wird die vorgesehene Degression bzw. Kappung der Zahlungen kritisiert. Diese würde ostdeutsche Agrarstrukturen empfindlich treffen und den Rückgang der Tierhaltung weiter beschleunigen. Die geplante Mittelverteilung gefährde die Versorgungssicherheit, den Umwelt- und Tierschutz sowie die wirtschaftliche Stabilität ganzer Regionen. Die Unterzeichner fordern die Bundesregierung auf, sich in Brüssel für eine differenzierte, gerechte Förderpolitik einzusetzen, die den Besonderheiten…

Am Mittwochnachmittag (16. Juli) hat EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen den Entwurf für den Mehrjährigen Finanzrahmen (MFR) 2028-2034 vorgestellt – und damit klare Signale für einen politischen und finanziellen Kurswechsel in der Europäischen Union gesetzt.

 

Unterm Strich sind bei der Sonder-Agrarministerkonferenz (AMK) in Berlin viele landwirtschaftliche Anliegen und Forderungen von den Länderagrarministern und von Bundeslandwirtschaftsminister Alois Rainer aufgegriffen worden. Das ist nach Amtsantritt der neuen Bundesregierung als erster wichtiger Erfolg des Einsatzes vom Deutschen Bauernverband (DBV) und von den Landesbauernverbänden zu werten. Auf dieser Grundlage kommt es nun aber darauf an, dass sich

 

Erste Auswertungen von Bund und Ländern deuten darauf hin, dass sich im Antragsjahr 2025 deutlich mehr Landwirtinnen und Landwirte freiwillig an den Ökoregelungen (ÖR) beteiligen als in den Vorjahren. Das dafür vorgesehene Budget von rund 989 Millionen Euro dürfte erstmals überzeichnet sein. Nach aktuellen Schätzungen übersteigen die

 

Das erweiterte Präsidium des Deutschen Bauernverbandes (DBV) hat anlässlich des Deutschen Bauerntages 2025 in Berlin eine Erklärung mit sieben Kernforderungen der Landwirtschaft zum Mehrjährigen Finanzrahmen (MFR) und zur Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) 2028-2034 verabschiedet. Der DBV richtet sich damit nachdrücklich an Kommissionspräsidentin von der Leyen, Haushaltskommissar Serafin, Agrarkommissar Hansen, das EU-Parlament, die Mitgliedstaaten und schließlich die neue Bundesregierung um Kanzler Merz. Der Präsident des DBV, Joachim Rukwied, betont dazu: „Die europäische Landwirtschaft braucht Planungssicherheit und faire Rahmenbedingungen. Wenn die EU ihre Versorgungssouveränität sowie die Stabilität ländlicher Räume sichern will, führt kein Weg an einem deutlich aufgestockten EU-Agrarbudget vorbei. Wir fordern ein…

Am Freitag (27. Juni) fand das diesjährige Jahresgespräch der Interessengemeinschaft der Betriebe in benachteiligten Gebieten (IG BENA) mit Ministerin Colette Boos-John sowie Staatssekretär Marcus Malsch vom Thüringer Ministerium für Wirtschaft, Landwirtschaft und Ländlichen Raum (TMWLLR) statt. Am Jahresgespräch nahmen zudem der Präsident des Thüringer Bauernverbandes (TBV), Dr. Klaus Wagner sowie die Fachabteilung Agrarförderung des Ministeriums teil.

Aufgrund des engen Zeitplans der Ministerin wurde das Treffen nicht wie üblich auf einem Betrieb im BENA-Gebiet durchgeführt, sondern in den Räumen des TBV.

Die Vorsitzende der IG BENA, Astrid Hatzel, stellte die Entstehungsgeschichte der Interessengemeinschaft sowie die Hintergründe der benachteiligten Gebiete vor. Sie sprach eine erneute Einladung an die Ministerin aus, um sich vor Ort ein Bild von den besonderen Herausforderungen der Region zu machen.

Zur Veranschaulichung der konkreten Problemlagen präsentierte Simone Hartmann am Beispiel der TZG Ernstroda eindrucksvoll die vielfältigen Herausforderungen, mit denen die Betriebe konfrontiert sind: Weidewirtschaft, Fachkräftemangel, steigende Lohnkosten, Aufgabe einzelner Betriebszweige, zersplitterte Flächenstrukturen sowie zunehmende technische Anforderungen – etwa durch das Satellitenmonitoring, die FAN-App oder PORTIA. Dabei wurde deutlich: Viele dieser Herausforderungen sind nicht nur organisatorischer, sondern auch finanzieller Natur.

Ministerin Boos-John zeigte Verständnis für die existenziellen Sorgen der Betriebe und betonte die Bedeutung ihrer Resilienz. Sie äußerte Zuversicht, dass das Ministerium mit seiner starken personellen Aufstellung einen Beitrag zur Zukunftssicherung der Landwirtschaft leisten könne. Die Digitalisierung spiele dabei eine zentrale Rolle – auch wenn sie einräumte, dass der tatsächliche Digitalisierungsgrad in den Betrieben bislang hinter den Erwartungen der Verwaltung zurückbleibe.

Für den Spätsommer kündigte die Ministerin eine Sommertour mit Betriebsbesuchen an. Auch Bundeslandwirtschaftsminister Alois Rainer habe seinen Besuch in Thüringen in Aussicht gestellt. Hinsichtlich finanzieller Unterstützung sprach sie von einem Balanceakt zwischen einem angespannten Landeshaushalt und dem Bedarf an effektiven Förderinstrumenten. Umso wichtiger sei ein regelmäßiger, sachlicher Dialog mit den Betroffenen.

Staatssekretär Malsch informierte über die aktuelle Entwicklung zur Ausgleichszulage. Zwar sei der ursprünglich angestrebte Zuschuss von 20 Millionen Euro nicht realisierbar gewesen, dennoch konnte die geplante Summe für 2026 und 2027 von zunächst 12 auf jeweils 16 Millionen Euro angehoben werden – ein wichtiger Schritt, auch wenn es sich um einen konsumtiven Haushaltstitel handelt.

In der anschließenden Diskussion machten die Vorstandsmitglieder der IG BENA deutlich, welche massiven wirtschaftlichen Auswirkungen die Kürzung der Ausgleichszulage für die Betriebe hat. Zusätzlich verwiesen sie auf zahlreiche weitere Belastungen, die mit der Bewirtschaftung benachteiligter Flächen einhergehen: Personalmangel, Mindestlohn, hoher Arbeitsaufwand für Weidehaltung, fehlende Einkommensalternativen sowie technische Hürden – insbesondere im Umgang mit der FAN-App.

Ein wesentlicher Kritikpunkt betraf die unzureichende Kommunikation seitens des Ministeriums – sowohl in Bezug auf die Funktionalität der digitalen Systeme als auch hinsichtlich der Nachweispflichten in den Förderverfahren.

Im November 2021 wurden die Betriebe in benachteiligten Gebieten darüber informiert, dass das Budget für die Ausgleichszulage ab dem Jahr 2026 von rund 20 Millionen Euro auf 12 Millionen Euro reduziert werden muss. Um eine pauschale Kürzung über alle Beihilfegruppen hinweg zu vermeiden und stattdessen die wirtschaftlichen Besonderheiten der einzelnen EMZ-Gruppen mit entsprechender Tierhaltung zu berücksichtigen, wurde in einem ersten Entwurf eine Anpassung des Beihilfeschlüssels vorgenommen.

Im Mittelpunkt der Sitzung des Fachausschusses Agrarpolitik des Thüringer Bauernverbandes am 23. Juni standen die Perspektiven der Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) ab 2028 sowie Veränderungen bei den Fördermöglichkeiten auf Landesebene.

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